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Die prähistorische Besiedlung der Region Aqaba (Südjordanien)

Subject Area Egyptology and Ancient Near Eastern Studies
Term from 2005 to 2006
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5448385
 
Final Report Year 2007

Final Report Abstract

Die Orient-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts (DAI) führt seit 1998 zusammen mit dem Department of Archaeology of the Jordan University, Amman, Untersuchungen in der Region Südjordanien durch. Im Umfeld des Tall Hujayrat al-Ghuzlan wurden hierbei Strukturen an der Oberfläche gefunden, die als Reste eines landwirtschaftlichen Bewässerungssystems interpretiert werden können. Die Vielzahl der Einrichtungen und das Ausmaß der Strukturen sind so bedeutend, dass im Februar 2004 die Orient-Abteilung des DAI in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Lübeck (FHL) eine Vorerkundung durchführte. Während des dreitägigen Surveys konnte das Team der FHL eine Vielzahl von Strukturen mit mutmaßlichem wasserwirtschaftlichen Hintergrund identifizieren und dokumentieren. Eine erste Auswertung der Daten deutete darauf hin, dass es sich hierbei um ein ausgedehntes hydrotechnisches System mit Elementen der Wasserfassung, Wasserverteilung und landwirtschaftlicher Bewässerungstechnik handelte. Auf Basis der Vorerkundung ist es Ziel, die wasserwirtschaftlichen Anlagen am Tall Hujayrat al-Ghuzlan zu erforschen und das Bewirtschaftungskonzept für die Wassernutzung in der Besiedlungsphase nachzuvollziehen. Während der ersten Feldkampagne im Frühjahr 2005 erfolgte die detaillierte Vermessung und Dokumentation der zuvor identifizierten Strukturen an der Oberfläche. Ziel der zweiwöchigen Kampagne war die zusammenhängende Darstellung in einem Lageplan, um somit mögliche Zusammenhänge zwischen den Einzelstrukturen zu erkennen und darzustellen. Einen weiteren Schwerpunkt bildete die Erkundung des Untergrundes mit Georadar. Hierbei sollte versucht werden Strukturen an der Oberfläche z.B. über ihre Gründung oder Fundamente im Erdreich zu verfolgen. Auch wurden erste Informationen über die geologische Beschaffenheit, Genese und Aufbau des Untergrundes erwartet. Die zweite Feldkampagne wurde im Frühjahr 2006 durchgeführt. Hauptaufgabe war die hydrogeologische Erkundung des Untergrundes in größerer Tiefe. Um Aussagen über den geologischen Aufbau bis zu 100 m unter der Erdoberfläche zu bekommen, wurde die Methode der geoelektrischen Tomografie eingesetzt. Des Weiteren erfolgten eine Ausweitung der Vermessungsarbeiten zur Geländeaufnahme in den nördlichen und nordöstlichen Gebieten, sowie die Aufnahme weiterer, neu identifizierter Strukturen. Mit den Daten des Surveys, der Vermessung, des Georadars und der Geoelektrik soll versucht werden, dass wasserwirtschaftliche Konzept der prähistorischen Siedlung Tall Hujayrat al- Ghuzlan zu beschreiben und nachzuvollziehen. Die Untersuchung des wasserwirtschaftlichen Konzepts des Tall Hujayrat al-Ghuzlan, insbesondere die Erforschung der Wasserressource, stellte zunächst eine schwierige Aufgabe dar. Zwar waren im Umfeld der Siedlung mutmaßlich hydrotechnische Strukturen an der Oberfläche erkennbar, die wahrscheinlich als Reste eines landwirtschaftlichen Terrassensystems mit Anlagen zur Wasserfassung und –verteilung interpretiert werden konnten. Die Herkunft des Wassers war jedoch zunächst nicht ersichtlich. Demnach musste die Frage gestellt werden, welche Faktoren für die Gründung der Siedlung in einer solch unwirtlichen Lage ohne sichtbare Wasserressource ausschlaggebend waren. Zudem musste an dieser Stelle im Schwemmfächer des Wadi al Yutum offensichtlich mit einer Hochwassergefährdung gerechnet werden. Mit verschiedenen Methoden und Untersuchungsansätzen konnten schließlich die topographischen und vor allem die hydrogeologischen Besonderheiten dieses Gebietes untersucht werden. Zum einen scheint klar, dass durch Naturbeobachtung ein Standort gewählt wurde, der aufgrund seiner Lage nicht im Gefährdungsbereich der großen Flutwelle lag, sondern die Hochwassergefahr kalkulierbar war. Des Weiteren konnte nachgewiesen werden, dass als Grundwasserressource ein recht ergiebiger, gespannter Aquifer genutzt wurde und das Grundwasser in Form von artesischen Quellen an die Oberfläche gelangte. Dort erfolgte mit wahrscheinlich einfachen Mittel eine Fassung des Quellwassers sowie die Verteilung und Nutzung in einer landwirtschaftlichen Terrassenbewirtschaftung. Ob die heute an der Oberfläche sichtbaren Strukturen zu diesem System gehört haben, es sich um jüngere Strukturen handelt oder ob diese in späterer Zeit neu genutzt wurden, lässt sich nicht eindeutig belegen. Ausstehende Untersuchungsergebnisse mögen dies in Zukunft klären. Auf jeden Fall stellen die heute sichtbaren Strukturen ein Bewirtschaftungssystem dar, welches aufgrund seiner Einfachheit auch für damalige Zwecke geeignet wäre. Die Region Südjordanien ist bis in die heutige Zeit seismisch aktiv. Die Forscher der Orient- Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts können mit hoher Sicherheit nachweisen, dass die Siedlung nach einem großen Erdbeben aufgegeben wurde. Vielleicht hat gerade dieses Erdbeben die geologische Ausgangssituation in dem Maße verändert, dass die Quellen keine ausreichende Schüttung mehr aufwiesen und die Lebensgrundlage der Siedlung entfiel. Veränderte hydrogeologische Voraussetzungen mögen dann - 3000 Jahre später - wieder zu einem Aufleben der Quellen und für eine nachfolgende Nutzung stehen.

Publications

  • 2004. Wasserwirtschaftliche Anlagen am Tell Hujayrat al-Ghuzlan, Aqaba, Jordanien. ImpulsE, Aus Forschung und Lehre, Fachhochschule Lübeck, 9. Jahrgang – September 2004, 50-56
    Grottker, M.
  • 2004. Wasserwirtschaftliche Anlagen am Tell Hujayrat al-Ghuzlan, Aqaba. In: C. Ohlig (Hrsg.), Wasserbauten im Königreich Urartu und weitere Beiträge zur Hydrotechnik in der Antike. Schriften der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft (DWhG) e.V., Band 5, 245-255
    Grottker, M.
  • 2005. Tall Hujayrat al-Ghuzlan – Wasserressource einer prähistorischen Siedlung. ImpulsE, Aus Forschung und Lehre, Fachhochschule Lübeck, 11. Jahrgang – September 2006, 20-26
    Heemeier, B./Grottker, M.
 
 

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