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Legitimations- und Repräsentationsstrategien russischer Herrschaft an der Ostsee: Von den Ostseeprovinzen Russlands zu den baltischen Sowjetrepubliken
Antragsteller
Professor Dr. Karsten Brüggemann
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2005 bis 2010
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5447315
Zum Ende des 18. Jhs. besaß Russland einen Zugang zur Ostsee von St. Petersburg bis Polangen/Palanga. Sein geopolitisches Interesse daran machte sich noch in den Debatten um die NATO-Osterweiterung bemerkbar. Im Laufe der Zeit wurde dieser Anspruch zwar unterschiedlich begründet, doch zeigen sich konzeptionelle Kontinuitäten in der Legitimation des russischen Herrschaftsanspruchs bis heute. Neben geographischen, strategischen und historischen Argumenten tritt eine kulturelle Perspektive, in der die Region als Bereicherung für das Russische Reich gesehen wird. Die Öffnung der russischen Gesellschaft für nationale Ideen seit der Mitte des 19. Jhs. führte hingegen zu einer Betonung des Gefahrenpotentials der nun primär als (ethnisch, konfessionell) fremd begriffenen „baltischen Region“ (Pribaltijskij kraj). Während die polnisch-litauischen Gebiete und Finnland eine jeweils eigene Form der imperialen Herrschaft erlebten – und eine vergleichende Perspektive bieten –, begann in den sog. deutschen Ostseeprovinzen Russlands eine kulturelle „Russifizierung“ erst ab 1881. Sie folgte einem genauer zu untersuchenden Prozess der intellektuellen russischen Aneignung, der die Region zum legitimen russischen Besitz erklärte. Während russische Herrschaft in Sibirien „europäisch“ sein wollte, musste sie in Reval/Tallinn und Riga vor allem „russisch“ sein. Den traditionellen Argumenten folgte auch die UdSSR, die unabhängige baltische Staaten als feindlichen Vorposten sah; im sowjetischen Alltag hingegen galt die Region wie schon im frühen 19. Jh. als „unser Ausland“.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen