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Archäologische Untersuchung zweier öffentlicher Gebäude auf der Zitadelle von Tall Bazi/Syrien

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2004 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5444577
 
Erstellungsjahr 2011

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Auf der Zitadelle von Bazi (Syrien) wurden zwei große öffentliche Gebäude ausgegraben, die von zentraler Bedeutung zum Verständnis von Funktion und Zeitstellung der gesamten Siedlung sind. Gebäude 1 ist ein freistehender Tempel, der das Zentrum des Zitadellenplateaus einnimmt. Er wurde in der Mittelbronzezeit II (18. Jh.) erbaut und erfuhr grundlegende Umgestaltungen und Nutzungsänderungen, bis er in der Spätbronzezeit gewaltsam zerstört wurde. Insgesamt wurden drei Bauphasen unterschieden: der ursprüngliche Antentempel wurde in Phase 2 zu einem zweiräumigen Bau umgestaltet, der mit ca. 38 m x 16 m einen der größten Tempel Syriens mit einem von Löwenorthostaten flankierten Eingang darstellte. In Phase 3 diente der große Raum nur noch als Abfallbereich, wobei der kleine Raum A die kultischen Funktionen übernahm. Überraschenderweise waren Teile des Tempels nach einem tausendjährigen Hiatus in römischer Zeit offenbar noch sichtbar und wurden in ein einzigartiges Höhenheiligtum integriert. Das Inventar von Raum A war vor allem durch absichtliche Zerschlagung und Plünderung durch die Zerstörer stark fragmentiert, konnte jedoch teilweise wieder zusammengesetzt werden. Nichtsdestoweniger ist dieser Raum für die Kenntnis der Nutzung von Sakralbauten nicht hoch genug einzuschätzen, da er einer der ganz wenigen Tempelräume Vorderasiens mit aktivem Inventar ist. Ein gefülltes Silbergefäß, Bronzewaffen, Schmuck, Siegel, Ringsilber, königliche Urkunden der Mittani-Könige Sauštatar und Artatama und Anderes lassen erahnen, welche „Schätze“ einst hier aufbewahrt wurden. Hunderte Gefäße und große Mengen abgelegter Nahrung zeugen von intensiven Opferhandlungen und möglicherweise gemeinschaftlichen Mahlzeiten einer größeren Menge von Leuten und lassen sich mit zeitgleichen Festbeschreibungen aus Emar in Beziehung setzen. Ein überraschendes Ergebnis erbrachten die Untersuchungen am Südhang der Zitadelle. Das hier entdeckte fortähnliche Gebäude 2 besitzt einen Grundriss, der bislang ohne Parallele ist, und datiert in die Frühe Bronzezeit IV (ca. 2400-2200). Es ist in das aufwendige fortifikatorische System der gesamten Zitadelle eingebunden (Halsgraben; ringförmige Mauern, Glacis; Bastionen etc.), das klar aus derselben Periode stammt, aber bislang nur punktuell untersucht werden konnte. Da die Zitadelle den höchsten und am aufwendigsten befestigten Teil von Tall Banat+Bazi bildet, das mit 40 ha vermutlich die größte frühbronzezeitliche Stadt der Region darstellt, ist ein besonders schützenswertes, nicht unbedeutendes Gebäude auf der Zitadellenspitze anzunehmen. Tatsächlich kamen unter den Fußböden des Tempels die Reste eines vielräumigen, ausgedehnten Gebäudes in exquisiter Bauweise zutage. Form und Funktion des Gebäudes zu klären sowie die vorgeschlagene Identifikation der Stadt mit Armi/ Armium, einem der wichtigsten Rivalen Eblas, anhand von mehr archäologischem Material zu überprüfen, muss jedoch zukünftigen Forschungen vorbehalten bleiben. Süddeutsche Zeitung – Wissen, 23.7.2009, S. 20: Bier vor 3000 Jahren – Die Sauberkeit des Bieres. Das Bayerische Fernsehen, 24.11.2010 ab 15.30 Uhr: Auf der Suche nach dem "Urbier".

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • 2006. Archaeological Perspectives on the Localization of Naram-Sin’s Armanum. JCS 58, 1-43
    A. Otto
  • 2006. Interdisziplinäre Untersuchungen zum altorientalischen Bierbrauen in der Siedlung von Tall Bazi/Nordsyrien vor rund 3200 Jahren. Technikgeschichte 73, 3-25
    M. Zarnkow, E. Spieleder, W. Back, B. Sacher, A. Otto, B. Einwag
  • 2006. Schenkungen von Mittani-Königen an die Einwohner von Baṣīru. Die zwei Urkunden aus Tall Bazi am Mittleren Euphrat. ZA 96, 69-104
    W. Sallaberger, B. Einwag, A. Otto
  • 2006. Tall Bazi 2000 und 2001 – Die Untersuchungen auf der Zitadelle und in der Nordstadt. DaM 15, 105-130
    B. Einwag, A. Otto
  • 2006. Wohnhäuser als Spiegel sakraler Bauten? In: P. Butterlin et al. (Hrsg.), Les espaces syro-mésopotamiens. Volume d’hommage offert à J.-Cl. Margueron, Subartu XVII, 525-535
    A. Otto
  • 2007. Ein Tempel hoch über dem Euphrattal. Antike Welt 4, 39-46
    A. Otto, B. Einwag
  • 2008. Fortified Citadels in the Early Bronze Age? New Evidence from Tall Bazi (Syria). In: J. Cordoba (Hrsg.), Proceedings of the Fifth International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East, Madrid 2006, Madrid, 741-53
    B. Einwag
  • 2008. Organization of Late Bronze Age Cities in the Upper Syrian Euphrates Valley. In: J. Cordoba et al. (Hrsg.), Proceedings of the Fifth International Congress on the Archaeology of the Ancient Near East, Madrid 2006, Madrid, 714-732
    A. Otto
  • 2010. Evidence for Pastoral Nomadism in the Upper Syrian Euphrates Region, Al Rafidan. Special Issue 2010, Formation of Tribal Communities: Integrated Research in the Middle Euphrates, Syria, Hiroshima, 191-201
    B. Einwag
  • 2010. Thoughts about the identification of Tall Bazi with Armi of the Ebla Texts. In: P. Matthiae et al. (Hrsg.), Proceedings of the 6th International Congress of the Archaeology of the Ancient Near East, Wiesbaden, Vol. 1, 481-494
    A. Otto, M. G. Biga
 
 

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