Contracting in wissensintensiven Projekten
Final Report Abstract
Wissensintensive Aufgaben lassen sich zunehmend nur noch in Gestalt von Projekten bewältigen. Vor allem in technologieintensiven Unternehmen hat die temporäre Vemetzung von im Betrieb verteilten Kenntnissen und Fähigkeiten durch Projektmanagement stark an Bedeutung gewonnen. Mit der Forschung und Entwicklung in Automobiluntemehmen und dem Systemlösungsgeschäft bei großen IT-Dienstleistern wurde in der vorliegenden sozialwissenschaftlichen Studie die Projektorganisation zentraler Innovationsbereiche untersucht. Da Aufgaben und Kompetenzen bei Projektarbeit nur in begrenztem Umfang betrieblich vorgegeben werden können, ist deren Gestaltung relativ offen und deshalb Gegenstand der Aushandlung zwischen Auftraggeber und Projektteam. Die in den letzten Jahren zu beobachtende Professionalisierung des Projektmanagements sucht nun die Planung und Kontrolle der Projekte zu perfektionieren und damit die Projektarbeit zu rationalisieren. Daraus resultiert ein Spannungsverhältnis zwischen betrieblicher Reglementierung durch Projektmanagementmodelle und Kennziffernsysteme und dem für wissensintensive Arbeit notwendigen Handlungsspielraum der Projektleiter und Projektmitarbeiter. Unsere Untersuchung zeigt, dass die Betriebe dabei in erster Linie auf eine größere Durchgängigkeit des Projektmanagements per Standardisierung und formale Strukturierung setzen. Veränderungen im Status und Machtgefüge der Unternehmen zeichnen sich vor allem durch eine Aufwertung der Position von Projektleitem aus, insbesondere dort, wo Projektleiterverträge ihnen mehr Eigenständigkeit gegenüber der Linie verschaffen und sie zu „unternehmerischem" Handeln ermächtigt werden. Wissensintensive Projekte sind darüber hinaus aber auf informale Strukturierungsleistungen nicht nur der Projektleiter, sondem mehr oder weniger aller am Projekt beteiligten Akteure und Teams angewiesen. Die Erwartung an die Projektleiter, „wie Unternehmer" zu denken und zu handeln, sowie die Verhalten serwartungen der Projektleiter an die Mitarbeiter begründen einen psychologischen Vertrag, der ihr Arbeitsengagement trägt und über ihre Bereitschaft entscheidet, sich für die Projektziele einzusetzen. Wird er verletzt, droht das Commitment zum Projekt und seinen Zielen verloren zu gehen. Daher spielt das Contracting, der wechselseitige Aushandlungs- und Verstandigungsprozess, der den expliziten und impliziten Vertrag konstituiert, und die gemeinsame Definition der Projektziele und Aufgaben (diskursive Koordinierung), für das Projektmanagement eine herausragende Rolle.