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Eine Studie über die Zeitliche Empfindlichkeit bei Blindsehens (Blindsight)
Antragsteller
Dr. Mark Andrew Elliott
Fachliche Zuordnung
Allgemeine, Kognitive und Mathematische Psychologie
Förderung
Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5443563
Obgleich Läsionen des primären visuellen Kortex oder des geniculostriären Pfades die Unfähigkeit bewusster Wahrnehmung in umgrenzten Gesichtsfeldbereichen zur Folge haben, werden oft visuelle Restkapazitäten beschrieben, wenn sich Objekte im Gesichtsfeld bewegen oder flimmern. Mit anderen Worten scheint es eine Form von Blindsicht (Blindsight) für dynamische Reizaktivität zu geben. In einem Überblick über entsprechende Studien, einschließlich der Pilotarbeiten unseres eigenen Labors, berichten wir, dass durch zeitliche Modulation der Reize nicht nur die Detektionsleistung sondern auch die Diskriminationsleistung verbessert wird: Patienten mit Gesichtsfelddefekt sind in der Lage, bei Gitterreizen sowohl die Reizorientierung als auch, wie wir zeigen, das Vorhandensein einer Diskontinuität bei bestimmten Präsentationsfrequenzen zu berichten. Vor dem Hintergrund anderer Studien, in denen eine Bandpass-Frequenzcharakteristik von Blindsicht gezeigt wurde, erlaubte uns die Nutzung einzigartiger, zeitlich hochpräziser Reizpräsentationstechnik (point-plot Technik), den genauen Verlauf der Bandpass-Charakteristik zu bestimmen. Die dabei auftretenden ausgeprägten Resonanzen im Frequenzbereich von 30-50 Hz könnten auf kortikalen Mechanismen basieren, die für die dynamische Repräsentation des Gesichtsfeldes verantwortlich sind. In diesem Antrag setzen wir eine Testbatterie zur Gesichtsfeld-Diagnostik bezüglich dynamischer Reize ein und untersuchen in 5 experimentellen Studien die Dynamik von Blindsicht im Detail. Die Diskriminationsleistung soll mit hoher Frequenzauflösung über einen breiteren Frequenzbereich gemessen werden, um das Ausmaß zu untersuchen, in welchem die Diskrimination durch bewegungsempfindliche Mechanismen und/oder die Kodierung transienter Reize beeinflusst sein könnte. Zusätzlich wurden Experimente entworfen, die die Bewusstheit der Wahrnehmung in Abhängigkeit von Reizform und Präsentationsfrequenz der im blinden Gesichtsfeld präsentierten Reize untersuchen. Hemianopsie auf Grund zerebraler Schädigung soll an einer Gruppe von Probanden mit einem Einzelfall geschädigten optischen Nerv verglichen werden. Hauptziele sind die Messung der Empfindlichkeit und qualitativer Variationen der residualen Wahrnehmung in Abhängigkeit von der Reizfrequenz und der anatomischen Basis der Gesichtsfeldausfälle. Ein weiteres Ziel ist die Untersuchung der Möglichkeiten der Optimierung visueller Kapazitäten bei Blindsicht als Funktion der Reizdynamik, mit einem Blick auf die Untersuchung helfender Eigenschaften der zeitlichen Stimulation.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Beteiligte Person
Professor Dr. Hans Strasburger