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Aktualisierung von Annahmen über veränderliche Umwelten bei Personen mit Zwangsstörung: Der Einfluss von subjektiver Sicherheit und störungsspezifischem Kontext

Fachliche Zuordnung Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 461947532
 
Hintergrund: Menschen mit Zwangsstörungen (ZS) leiden unter wiederholten Intrusionen und führen mentale und Verhaltensrituale durch, um Schaden für sich und andere zu vermeiden. Verzerrungen in der Informationsverarbeitung können zu Kernsymptomen wie Zweifeln und wiederholten Kontrollritualen beitragen. Vor allem in dynamischen und unsicheren Kontexten haben Personen mit ZS Schwierigkeiten, zuverlässige interne Repräsentationen ihrer Umwelt aufzubauen. Ziele: Das Forschungsprojekt untersucht dynamischen Belief-Update (DynBU) bei Personen mit ZS mit einem Fokus auf dem Einfluss eines störungsspezifischen Kontexts und der subjektiven Sicherheit der Entscheidung. Hypothesen: Wir nehmen an, dass Personen mit ZS bereits in emotional neutralen Lernumgebungen Schwierigkeiten haben, ihre Verhaltensreaktionen an Änderung der Umgebung anzupassen. Sie können das "Rauschen" (erwartete Unsicherheit) in wenig veränderlichen Umgebung schlechter einschätzen und zeigen auch in relativ stabilen Phasen des Experiments erhöhte Lernraten, die sich kaum vom Lernen an echten Änderungspunkten unterscheiden. Wir vermuten weiter, dass dieses Defizit in Kontexten erhöht ist, die zentrale Ängste von Menschen mit ZS hervorrufen, z.B. in denen sie eine erhöhte Verantwortung für die Abwehr negativer Ereignisse wahrnehmen. Ein erhöhtes Arousal könnte es dann noch schwerer machen, Veränderungen in der Umgebung zu erkennen und adaptiv für Verhaltensanpassungen zu nutzen. Geplante Methoden: Die Studie untersucht DynBU bei Personen mit ZS im Vergleich zu gesunden Kontrollpersonen mit der Standardaufgabe der Forschungsgruppe ("Konfettikanonen-Aufgabe"). Zusätzlich werden wir eine störungsspezifische Modifikation der Lernaufgabe verwenden, die gezielt die erhöhte Verantwortung zur Abwehr negativer Ereignisse anspricht. Die subjektive Sicherheit der Entscheidungen wird während er Hälfte der Durchgänge mit erhoben. Die neuronalen Reaktionen werden mit EEG gemessen. Das Arousallevel wird über die Pupillenreaktionen aufgezeichnet. Die neurokognitiven Mechanismen von DynBU werden mit allgemeinen und störungsspezifischen klinischen Merkmalen in Beziehung gesetzt. Erwarteter Erkenntnisgewinn: Unsere Ergebnisse ermöglichen eine detaillierte Charakterisierung von Informationsverarbeitungsdefiziten bei Personen mit ZS während DynBU. Zusammenhänge mit psychopathologischen, psychophysiologischen (Arousal) und neuralen Merkmalen der Störung werden aufgezeigt. Dadurch tragen wir zu den Zielen der RU bei, die insbesondere auf den Einfluss des Kontexts (Ziel 2) und der klinischen Manifestationen (Ziel 3) abzielen. In einer zukünftigen zweiten Projektperiode werden wir die Implikationen unserer Erkenntnisse nutzen, um Behandlungsoptionen zu entwickeln, die noch besser auf die psychischen Prozesse bei ZS zugeschnitten sind.
DFG-Verfahren Forschungsgruppen
Mitverantwortlich Professor Dr. Julian Schmitz
 
 

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