Innerfamiliale Arbeitsteilung als Prozess: Die Veränderung der Arbeitsteilung im Haushalt im Beziehungsverlauf
Final Report Abstract
Im Rahmen des Projekts wurde die Dynamik der Arbeitsteilung bei der Hausarbeit quantitativ und qualitativ untersucht und die Aufteilung im Zeitverlauf beschrieben sowie zeitbezogene Ursache-Wirkungs-Mechanismen analysiert. Phase I: Eine partnerschaftliche Arbeitsteilung findet man zu Beginn der Beziehungen in über der Hälfte der Ehepaare einer für die alten Bundesländer repräsentativen Erhebung (Bamberger Ehepaar-Panel). Diese Arrangements verschieben sich im Laufe der Zeit systematisch in Richtung traditionellen Mustern, und das unabhängig von Ressourcenkonstellationen. Keine der von ökonomischen Theorien als wichtig erachteten Ressourcen (wie Humankapitalinvestitionen, Erwerbsbeteiligung, Einkommen) und deren Veränderungen hatten nennenswerten Einfluss auf den Wandel arbeitsteiliger Arrangements. Vielmehr scheinen andere Einflussgrößen wie geschlechtsspezifische Normen und Rollen bedeutsam. Mit zunehmender Beziehungsdauer sinkt die Wahrscheinlichkeit, eine praktizierte Arbeitsteilung zu verändern. Frauen übernehmen im Falle familiärer Ereignisse größere Anteile an der Hausarbeit, während Männer ihre Anteile reduzieren. Ein wichtiges solches Ereignis ist der Übergang zur Elternschaft, da er häufig Entwicklungen in Richtung einer partnerschaftlichen Arbeitsteilung bremst bzw. diese bei vielen Paaren umkehrt und die Gewöhnung an traditionelle Strukturen begünstigt. Ähnliches gilt für den Eintritt eines Pflegeereignisses. Phase II: Im zweiten Teil des Projektes wurden qualitative, längsschnittliche und ereigniszentrierte Interviews mit meist hochgebildet-homogamen Paaren geführt. Diese weisen schon in der Schwangerschaft unterschiedliche Arrangements auf: Es gibt egalitäre (beide sind etwa in gleichem Umfang erwerbstätig und übernehmen ähnlich viel Hausarbeit) und teil-spezialisierte (mindestens in einem Bereich hat eine/r einen größeren Anteil) Arrangements. Zum Zeitpunkt des zweiten Interviews praktizieren nur mehr zwei Paare ein egalitäres Arrangement, die anderen weisen ein (teil-)spezialisiertes auf. Vor der Geburt äußerten viele Paare egalitäre Werte und Einstellungen, während dies etwa ein Jahr danach nur noch wenige tun. Es behalten also nicht alle Paare diese Werte bei oder setzen sie in eine reale Arbeitsteilung um. Dabei scheinen besondere Bedingungen für die Umsetzung nötig: etwa die (auch finanzielle) Möglichkeit den Erwerbsumfang zu reduzieren oder zumindest teilweise von zu Hause arbeiten zu können, aber auch der Wunsch des Mannes, einen aktiven und bedeuteten Anteil an der Kinderbetreuung zu übernehmen oder ein grundlegendes Problembewusstsein in Bezug auf die Arbeitsteilung sowie Gespräche im Paar darüber. Hinzu kommen der Wunsch und die finanzielle Möglichkeit, unbezahlte Arbeit zu externalisieren, um so das Ausmaß der Arbeiten, die im Paar geteilt werden müssen, zu reduzieren. Die Paare, die ein teil-spezialisiertes Arrangement beibehalten oder neu wählen, entscheiden sich häufig aufgrund geschlechtsspezifischer Elternrollen und Präferenzen dafür. Eine wichtige Rolle spielt das Stillen, das häufig als unvereinbar mit einer bezahlten Tätigkeit gesehen wird. Von Bedeutung ist auch die Vorstellung, dass Mütter Säuglinge besser versorgen können und eine Erwerbsunterbrechung für Männer gravierendere berufliche Folgen habe. Mit der Entscheidung für das Stillen ist die Entscheidung für die Erwerbsunterbrechung der Frau verbunden, die bei den meisten Paare unhinterfragt mit der Übernahme des Großteils der häuslichen Arbeiten einhergeht. Dies ist ein Verweis auf die Wirkung von Normen im Übergang zur Elternschaft. In vielen der Paare mit teil-spezialisierter Arbeitsteilung kehrt die Frau nach relativ kurzer Zeit wieder in Teilzeit in den Arbeitsmarkt zurück, häufig hat dies aber keine Auswirkung auf ihren Anteil an der Hausarbeit.
Publications
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