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Der Zusammenhang zwischen Wirtschafts-, Finanz- und Börsenberichterstattung in der deutschen Wirtschaftspresse und den Aktienkursen deutscher Unternehmen

Subject Area Communication Sciences
Term from 2004 to 2008
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5432010
 
Final Report Year 2008

Final Report Abstract

Das Projekt fragte nach (kausalen) Zusammenhängen zwischen Medienberichterstattung und Börsengeschehen. (1) Die theoretischen Grundlagen waren einerseits finanzwissenschaftliche Erkenntnisse der Effizienzmarkthypothese, des Noise-Trading-Ansatzes und der Behavioral Finance, andererseits kommunikationswissenschaftliche Erkenntnisse zu Medienwirkungen im Allgemeinen sowie zu Inhalten, Nutzung und (denkbaren) Wirkungen der börsenrelevanten Medienberichterstattung. (2) Indem die Stärken beider Forschungsstränge integriert wurden, ließen sich theoretische Überlegungen zu Medieneinflüssen auf einzelne Anleger (Mikro-Ebene), zum Zusammenspiel mehrerer Anleger z.B. in einem Herdentrieb (Meso-Ebene) und zu den sich daraus ergebenden Auswirkungen auf Kurse und Handelsvolumina wie z.B. ein ‚Überschießen der Kurse‘ (Makro-Ebene) ableiten. Dabei wurden die Medien entsprechend im Kontext der Informationsflüsse am Aktienmarkt verortet. (3) Im Zuge des Projekts stießen wir auf ein multiples Erklärungsdilemma, das über den untersuchten Gegenstandsbereich hinaus auf eine Mikro-Makro-Problematik verweist: Keine der methodischen Optionen, um sich dem Börsengeschehen und der Rolle der Medien dabei zu nähern (Anlegerbefragung, Simulationsexperiment, Sekundäranalyse von Trading-Records, Sekundäranalyse von Makro-Daten) kann zugleich die Mikro-, die Mesound die Makro-Ebene modellieren. (4) Das Projekt fragte nicht nach Medieneffekten auf individuelle Anleger (Mikro-Ebene), sondern nach Medieneinflüssen mit hinreichender Breitenwirkung für Kurse bzw. Handelsvolumina (Makro-Ebene). Daher entschieden wir uns für eine Kombination aus einer Primäranalyse der Medienberichterstattung über zehn deutsche Unternehmen sowie einer Sekundäranalyse der Kurse und Handelsvolumina für die betreffenden Aktien. Die Unternehmen repräsentierten verschiedene Branchen und wiesen in mehreren Kriterien (z.B. Marktkapitalisierung, Streubesitz) hinreichende Varianz auf. Das Mediensample umfasste je zwei Online-Finanzportale, Qualitätszeitungen, Anlegermagazine und TV-Börsensendungen. Untersucht wurde die Print-Berichterstattung vom 01.01. bis 31.08.2000 (Börsen-Hausse mit Abwärtstrend) und die Print-, Fernseh- und Online-Berichterstattung vom 01.07. bis 31.08.2005 (Börsen-Normalphase). (5) Die Primär- und die Sekundär-Daten wurden in zeitreihenanalytischen Kreuzkorrelationsberechnungen zusammengeführt. Die (kausalen) Zusammenhänge zwischen Medienberichterstattung und Aktienkursen bzw. Handelsvolumina wurden für Unternehmen, Mediengattungen und Untersuchungszeiträume kontrastiert. Aus den vielfältigen Befunden lässt sich folgende zentrale Erkenntnis herausgreifen: Eine im Kurs oder Handelsvolumen sichtbare Wirkung scheinen die Medien nur zu entfalten, wenn viele ‚günstige‘ Faktoren zusammenspielen (z.B. hoher Streubesitz und Privatanlegeranteil, konsonantes Medienimage, hinreichendes Berichtsaufkommen). Die eher seltenen empirischen Hinweise auf eine hinreichende Breitenwirkung der Medien schließen zwar Medieneffekte auf einzelne Anleger nicht aus. Oft scheinen diese jedoch gleichsam auf dem Weg zur Ebene der Kurse bzw. Handelsvolumina zu ‚verpuffen‘ – etwa weil sie durch Marktmechanismen kompensiert werden oder weil die medial beeinflussten Anleger zu wenig Anteile halten, um den Kurs bewegen zu können.

 
 

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