Das neue Bild der Stadt - räumliche Kognition im Zeitalter der filmischen Hyperrealität
Final Report Abstract
Dem Projekt liegt die Fragestellung zugrunde, wie filmische Stadtdarstellungen zu Elementen einer alltäglichen Vorstellung von Stadträumen werden und somit das Wissen, die emotionalen Zugänge und die handlungsleitenden Raumvorstellungen von Städten beeinflussen. Hierzu lässt sich zunächst eine theoretische Fundierung erarbeiten, die eine handlungstheoretisch anschlussfähige Konzeption des Wahrnehmungsprozesses diskutiert und damit eine Verbindung der disziplinhistorisch divergenten Themenfelder „Wahrnehmung" und „Handlung" erlaubt. Ergänzt wird dieses Fundament durch eine Konzeption von Medienaneignung, die den aktiven Charakter des Prozesses hervorhebt, sowie um kurze Betrachtungen zu sozialtheoretischen Positionierung der Massenmedien und zu den filmwissenschaftlichen Grundzügen der Filmanalyse und der Beschäftigung mit filmischen Raumdarstellungen. In zwei empirischen Teiluntersuchungen wird dem Zusammenspiel von filmischer Stadtinszenierung und alltäglicher Raumvorstellung nachgegangen. Zum ersten eröffnet die geographische Interpretation ausgewählter Beispielfilme aus bzw. über New York und Berlin die große Bandbreite generierter Raumbedeutungen und hebt die herausragende Fähigkeit des Mediums Spielfilm hervor, die politischen, gesellschaftlichen und räumlichen Komplexitäten und die Entwicklungsverläufe von modernen Metropolen aufzugreifen und dem Zuschauer in selektiver Form zu präsentieren. Die Wirksamkeit von Film als dem „urbanen Leitmedium" der Gegenwart wird durch die Ergebnisse der qualitativen Rezipienteninterviews unterstrichen. Im Vergleich zwischen Inszenierung und alltäglicher Lebenswelt ebenso wie in der Gegenüberstellung zwischen medial präsentierten Räumen und solchen Stadtgebieten, die nicht durch eigenes Erleben oder durch lediglich kurzfristige Besuche bekannt sind, lassen sich die vielfältigen und intensiv wirksamen Elemente der alltäglichen Raumvorstellungen nachvollziehen, die ihren Ursprung in Filmen haben. Dabei steht bei ausschließlich medial bekannten Städten das aktivierende Potential von Filminszenierungen im Mittelpunkt - die Eigenschaft filmischer Raumdarstellung, nahtlos als dominante Bausteine in das allgemeine Vorstellungsbild einer Stadt integriert zu werden - während in der Diskussion des Verhältnisses von Film und Lebenswelt oft auf das reflexive Potential von Film fokussiert wird. Hiermit wird die Aneignungsform bezeichnet, in der Filmbilder eher als Kontrapunkt zu bestehenden Raumvorstellungen und damit als Gegenstand kritisch vergleichender Betrachtungen sowie als Erweiterung von Stadtvorstellungen dienen. In der intensiven Aufarbeitung theoretischer Fundamente sowie in dem im disziplinären Kontext neuartigen methodologischen Zugang zu einer empirischen Betrachtung des Wechselspiel von Film und alltäglichem Umgang mit Städten liefert das Projekt einen wesentlichen Beitrag zur Auseinandersetzung der Geographie mit den medialen Einflussfaktoren auf das alltägliche räumliche Handeln des Menschen.
Publications
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2007: Das neue Bild der Stadt - Filmische Stadtbilder und alltägliche Raumvorstellungen im Dialog. Stuttgart: Steiner (Erdkundliches Wissen, H. 142)
Fröhlich, Hellmut