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Die Zeitarbeit und ihre Bedeutung für den deutschen Arbeitsmarkt

Fachliche Zuordnung Wirtschaftstheorie
Förderung Förderung von 2004 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5424358
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Im intemationalen Vergleich hat die Zeitarbeit in Deutschland bis zum Jahr 2003 eine eher untergeordnete Rolle am Arbeitsmarkt gespielt. Der Anteil der in der Zeitarbeit sozialversicherungspflichtig Beschäftigten betrug im Jahr 2000 weniger als 0,5%. Im Zuge der erheblichen Veränderungen des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes wurde Zeitarbeit „salonfähig" als Bestandteil eines modernen Arbeitsmarktes und als Instrument zur Flexibilisierung der Personalpolitik von Unternehmen. Dies ließ sich nicht nur in der Inanspruchnahme der Zeitarbeit von Kundenbetrieben, sondem auch in der zunehmenden Professionalisierung der Personalpolitik in den Verleihfirmen selbst erkennen. Ohnehin ist Zeitarbeit in Deutschland dadurch gekennzeichnet, dass Zeitarbeitnehmer sozialversicherungspflichtig Beschäftigte des Zeitarbeitsunternehmens und nicht „Vermittelten" ohne das übliche Niveau an Kündigungsschutz und kollektiver Lohnfindung. Aufgabe dieses eher angewandten Forschungsprojekts war es, die Entwicklung der Zeitarbeit vor und nach „Hartz I" und die damit verbundene Novellierung des AÜG zu untersuchen. Darüber hinaus waren Fragen bezüglich der Nachfrageseite zu beantworten. Sind Unternehmen an Zeitarbeitnehmern vorwiegend interessiert, um die Lohnkosten zu senken? Oder steht eher die Flexibilisierung der Personalpolitik im Vordergrund? Femer ist von Interesse, ob sich die Lohnentwicklung von Arbeitnehmem in Folge einer Beteiligung am Zeitarbeitsmarkt verschlechtert, und wenn ja, ob die Zeitarbeit für diese Entwicklung ursächlich ist? Ist die Aufnahme einer Beschäftigung in der Zeitarbeit ein Sprungbrett in den normalen Arbeitsmarkt oder eher ein Abstieg in die Prekarität? Die Ergebnisse des Projekts deuten auf eine eher moderate Wirkung der Deregulierung des AÜG auf das Beschäftigungswachstum in der Zeitarbeit hin. Ferner wurde dokumentiert, dass Zeitarbeiter wesentlich weniger verdienen, selbst wenn man für beobachtbare produktivitätsrelevante Merkmale. kontrolliert. Der Ausbau der Zeitarbeit in den letzten Jahrzehnten kann hierbei durchaus als Bewegung entlang , einer negativ geneigten Nachfragefunktion verstanden werden. Ein ebenfalls wichtiges Ergebnis ist, dass der Einstieg in die Zeitarbeit sich nur vorübergehend negativ aufdie individuelle Lohndynamik auswirkt. Selbst bei relativ stringenter Auswahl der Kontrollgruppe bleibt dieser Befund robust. Aus beschäftigungspolitischer Sicht auch von großem Interesse ist der Befund, dass die vermeintliche Sprungbrettfunktion der Zeitarbeit nicht statistisch gesichert ist. Weitere Forschung zu diesem zentralen Aspekt der Zeitarbeit ist jedoch notwendig. Insbesondere sollte mit größeren Datensätzen die Frage aufgriffen werden, ob Charakteristika von Arbeitnehmern die in der Analyse keine Berücksichtigung finden konnten oder die verwandte Stichprobe diesen Befund erklären köimen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • (2003): Inside the Black Box of Temporary Help Agencies, CASE (Center for Applied Statistics and Economics) Diskussionspapier, Nr. 43/2003, Humboldt-Universität zu Berlin
    Kvasnicka, Michael
  • (2005): Does Temporary Agency Work Provide a Stepping Stone to Regular Employment?, SFB 649 Diskussionspapier, Nr. 31/2005, Humboldt-Universität zu Berlin
    Kvasnicka, Michael
  • (2005): Temporary Agency Work in Germany, Aachen: Shaker Verlag (ISBN: 978-3832244750). Dissertation an der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Humboldt-Universität zu Berlin
    Kvasnicka, Michael
  • (2005): The Current and Future Wages of Temporary Agency Workers, in: Kvasnicka Michael (2005), Temporary Agency Work in Germany, Aachen: Shaker Verlag
    Kvasnicka, Michael und Axel Werwatz
  • (2005): Zeitarbeit in Deutschland: Trends imd Perspektiven", SFB 649 Diskussionspapier, Nr. 48/2005, Humboldt-Universität zu Berlin
    Burda, Michael C. und Michael Kvasnicka
  • RWI/ISG (2005): Evaluation der Umsetzung der Vorschläge der Hartz-Kommission - Arbeitspaket I, Modul 1f - Verbesserungen der beschäftigungspolitischen Rahmenbedingungen und Makrowirkungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik - Modul 1f Zwischenbericht für das Bundesministeriums für Wirtschaft und Arbeit BMWA, Berlin, 2005

  • (2006): Die Reform des Arbeitnehmerüberlassungsgesetzes, in: Pfannkuche, H. und Lange, J. (Hrsg.), Und die Moral von der Geschicht'...? Die Evaluierung der Arbeitsmarktreformen („Hartz I-III"), Loccumer Protokolle 14/2006, 121-131
    Kvasnicka, Michael
  • (2006): Zeitarbeit in Deutschland: Trends und Perspektiven, Perspektiven der Wirtschaftspolitik, 7(2), 2006, 195-225
    Burda, Michael C. und Michael Kvasnicka
  • RWI/ISG (2006): Evaluation der Umsetzung der Vorschläge der Hartz-Kommission - Arbeitspaket I, Modul 1f- Verbesserungen der beschäftigungspolitischen Rahmenbedingungen und Makrowirkungen der aktiven Arbeitsmarktpolitik - Modul 1f Endbericht für das Bundesministerium für Arbeit und Soziales BMAS, Berlin, 2006

  • (2007): Moderne Dreiecksbeziehung. Wachsende Bedeutung von Zeitarbeit, Unternehmermagazin, 1-2/2007, 21
    Kvasnicka, Michael
  • (2008): Does Temporary Help Work Provide a Stepping Stone to Regular Employment?, NBER Working Paper, Nr. 13843, National Bureau of Economic Research
    Kvasnicka, Michael
 
 

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