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Kommunale Entwicklungsstrategien und lokale Interessenlagen im ländlichen Umland von Verdichtungsräumen

Fachliche Zuordnung Humangeographie
Förderung Förderung von 2003 bis 2009
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5411364
 
Erstellungsjahr 2009

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Ländliche Räume im Umland von deutschen Verdichtungsräumen befinden sich derzeit in einem tiefgreifenden Restrukturierungsprozess. Infolge der anhaltenden Exurbanisierungsdynamik unterliegen viele Gemeinden eine massive Zuwanderung neuer Bevölkerungsgruppen, die neue Ansprüche an das Dorf als Wohnstandort stellen und eine andere Sichtweise von Ländlichkeit mitbringen. In dem Projekt wurden die kulturellen, ökonomischen und politischen Folgen dieser Entwicklung, die wiederum die weitere Ausrichtung der jeweiligen Entwicklungsstrategie kleiner Kommunen bestimmen, in drei exurbanen Umlandbereichen deutscher Verdichtungsräume untersucht: a) der Raum um Hamburg, Bremen und Hannover, b) die an den Rhein-Main-Verdichtungsraum angrenzenden Bereich in Rheinland-Pfalz und c) die Umlandkreise der Stadt Leipzig. Analytisch dabei zwischen externen und internen Faktoren kommunaler Entwicklung unterschieden. Externe Faktoren sind z.B. ihre Lage, Erreichbarkeit oder der ästhetische Wert der Landschaft. Interne Faktoren umfassen beispielsweise die Bewohnerstruktur oder die lokale Interessenlage. Die Integration struktur- und handlungstheoretischer Erklärungsansätze wurde mit Hilfe einer Staffelung der Untersuchungsebenen erreicht, die von einer übergemeindlichen Makroebene, auf der kommunale Strukurrdaten statistisch untersucht wurden, zu einer innergemeindlichen Mikroebene, auf der die Wahrnehmungs- und Wertungsstrukturen einzelner Akteure im Vordergrund standen, reichte. Im ersten Teil des Projektes wurde die norddeutschen Gemeinden mit Hilfe einer Faktoren- und Clusteranalyse in fünf verschiedene Typen aufgeteilt. Anhand der daraus ausgesuchten Fallstudien konnte gezeigt werden, wie in den verschiedenen Gemeindetypen je unterschiedliche lokale Interessenlagen wirksam sind und welche unterschiedlichen Sichtweisen von Ländlichkeil dort aufeinandertreffen. Ein wichtiges Ergebnis dieser qualitativen Studien war die Einsicht, dass die ofl gebrauchten Stereotypen „Alleingesessene" versus „Neubürger" zwar einerseits in den lokalpolitischen Auseinandersetzungen um die zukünftige Entwicklungsstrategie eine zentrale argumentative Figur darstellen. Andererseits lassen sich jedoch die realen Interessenkonstellalionen auf kommunaler Ebene nicht auf dieses einfache Schema reduzieren. Der zweite Projeklabschnitt widmete sich der überregionalen Einordnung der in Norddeutschland gewonnen Ergebnisse in den gesamtdeutschen Rahmen von Stadt-Umland-Beziehungen. Aufgrund der unterschiedlichen Grundlagen der statistischen Daten - in das statistische Modell wurden Gemeinden aus fünf verschiedenen Bundesländern mit einbezogenen - war die Vergleichbarkeit kommunaler Entwicklungspfade nur eingeschränkt möglich. Dennoch zeigen sich z.T. deutliche Unterschiede v.a. zwischen den Alten und den Neuen Bundesländern. Dies zeigt sich z.B. bei der Bewertung der Landwirtschaft; anders als in Norddeutschland und in Rheinland-Pfalz wo die lokalen Agrarbetriebe einen integraler Bestandteil eines tendenziell nostalgisch aufgeladenen Bildes vom Ländlichen Raum darstellen, werden sie in den Neuen Bundesländem eher als ein gewinnorientierter Wirtschaftszweig wie andere auch angesehen.

Projektbezogene Publikationen (Auswahl)

  • Das Dorf als Wohnkulisse: Kommunale Entwicklungsstrategien im Umland von Verdichtungsräumen. In: F. Bröcking, U Grabski-Kieron & Ch. Krajewski (Hrsg.): Stand und Perspektiven der deutschsprachigen Geographie des ländlichen Raumes (Arbeitsberichte der Arbeitsgemeinschaft Angewandte Geographie e. V.). Münster 2004. S. 77-83
    Florian Dünckmann
  • „Contested Countryside in Germany?: Exurban Growth and Rural Development in the Hinterland of Large German Cities". 2nd Anglo-German-Meeting of Rural Geographers, University of Exeter (GB). Juni 2004
    Florian Dünckmann
  • „Kommunale Entwicklungsstrategien im Umland von Verdichtungsräumen". Workshop „Stand und Perspektiven der deutschsprachigen Geographie des ländlichen Raumes". Universität Münster, Mai 2004
    Florian Dünckmann
  • „Das Dorf als Wohnkulisse". Workshop „Perspektiven geographischer Stadtforschung". Aachen. Juni 2005
    Florian Dünckmann
  • „Das Dorf zwischen Produktionsstandort und Idylle: Zur Restrukturierung ländlicher Räume im Umland von Großstädten". Geographisches Kolloquium, Universität Münster, Juli 2005
    Florian Dünckmann
  • „From Suburbia to Rural Backwater: Exurban Rural Development in Germany". XXI Congress of the European Society for Rural Sociology, Keszthely (HU), August 2005
    Florian Dünckmann
  • Vorort, Bauerndorf oder exklusive Enklave: Eine Faktoren- und Clusteranalyse zur Differenzierung von Dörfern im ländlichen Umland von Verdichtungsräumen. In: P. Gans, A. Priebs & R. Wehrhahn (Hrsg.): Kulturgeographische Stadtforschung. Kiel 2006. 167-183
    Florian Dünckmann
  • „Das Dorf zwischen Produktionsstandort und Wohnidylle. Zur Restrukturierung ländlicher Räume im Umland von Verdichtungsräumen". Julius-Maximilian Universität Würzburg, Juli 2006
    Florian Dünckmann
  • "Berechenbare Subjektivität? Chancen und Grenzen der Q-Methode". 56. Deutscher Geographentag. Bayreuth. September 2007
    Florian Dünckmann
  • „Alternative Food Networks und die Kommodifizierung von Nähe". 9. Rauischholzhausener Symposium zur Wirtschaftsgeographie, Giessen. April 2007
    Florian Dünckmann
  • „Unsustainable Growth: Demographic Imbalance and Socio-Political Disruptions in a Rural Growth Node". XXII Congress of European Society for Rural Sociology, Wageningen (NL), August 2007
    Florian Dünckmann
  • From Suburbia lo Rural Backwater: Exurban Development in Germany. In: K. Anderson. E. Eklund, M. Lehtola & P. Salinen (Hrsg.): Beyond the Rural-Urban Divide: Cross-Continental Perspectives on the Differentiated Countryside and Its Regulation (Research in Rural Sociology and Development 14). 2008. S. 57-78
    Florian Dünckmann
  • „Zwischen Landwirtschaftlichem Produktionsstandort und idyllischer Wohnkulisse: Kommunale Entwicklungsstrategien und lokale Interessenlagen im Ländlichen Raum Norddeutschlands". Institut für Strukturforschung und Planung in agrarwirtschaftlichen Intensivgebieten, Hochschule Vechta. September 2008
    Florian Dünckmann
 
 

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