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Der Große Terror in der sowjetischen Provinz 1937-1938. Zur Umsetzung des Befehls Nr. 00447 in der Westsibirischen Region und im Gebiet Jaroslavl
Antragsteller
Professor Dr. Bernd Bonwetsch (†)
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung von 2003 bis 2011
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5411207
Am 31. Juli 1937 wurde der Befehl Nr. 00447 des Volkskommissars des Inneren Ezov vom Politbüro des ZK der KPdSU bestätigt. Es handelt sich um ein 15 Seiten langes Dokument, das 1992 erstmals, jedoch unvollständig in der russischen Zeitung Trud publiziert wurde. Der Befehl ordnete an, ehemalige Kulaken, Kriminelle, Anhänger von Religionsgemeinschaften, ehemalige Mitglieder politischer Parteien, Bürgerkriegsgegner der Bol'seviki (Weiße), Kosaken und ehemalig Funktionsträger des zaristischen Staates in Lager oder Gefängnisse einzuweisen bzw. hinzurichten. Nach heutigen Schätzungen wurden ca. 770.000 Menschen im Rahmen dieser Operation, die von August 1937 bis 17. November 1938 andauerte, verurteilt, davon etwa 378.000 zum Tode und 389.000 zu Haftstrafen. Die Urteile wurden in Schnellverfahren von den berüchtigten außergerichtlichen Dreiergremien, den sog. "Troiki", ausgesprochen: Ihnen gehörten in der Regel der Leiter des örtlichen NKVD, der Erste Parteisekretär und der Erste Staatsanwalt an. Das oft beklagte generelle Defizit in der Erforschung der Auswirkungen der Herrschaft der KPdSU in den Provinzen der ehemaligen Sowjetunion gilt auch für das Thema "Großer Terror". Die nur in Ansätzen existente Forschung war bisher darauf gerichtet, den Befehl aus der Sicht der Moskauer Zentren, der Parteiführung und des NKVD, zu betrachten, dabei verblieben die Opfer in der Anonymität und waren nur als (kaum gesicherte) Zahlen anwesend. Ziel des vorliegenden Projektes ist es, einen Perspektivenwechsel vorzunehmen und Umsetzung und Auswirkungen des Befehls "vor Ort" zu untersuchen. Dabei sollen zwei bzw. drei speziell ausgewählte Provinzen der ehemaligen Sowjetunion im Mittelpunkt stehen, und zwar die ehemalige Westsibirische Region, die ab September 1937 in das Gebiet Novosibirsk und die Region Altaj aufgeteilt wurde und das Gebiet Jaroslavl'. Die Opfer und ihre Behandlung sollen dabei in den Vordergrund rücken. (...)
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen