Project Details
The beginning of empirical social research (survey research) in the Federal Republic of Germany after World War II
Applicant
Professorin Dr. Uta Gerhardt
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 2003 to 2007
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5405255
Das Projekt macht sich zur Aufgabe, die Anfänge der empirischen Sozialforschung in Westdeutschland zu untersuchen. Diese - insbesondere die Surveyforschung - bildete im Nachkriegsdeutschland einen bedeutenden Neuanfang, der durch transatlantischen Kulturtransfer zustande kam. Die folgenden drei Stränge der Entwicklung werden untersucht: 1. Die Surveys des amerikanischen Besatzungsregimes, insbesondere der HICOG. Die Surveyforschung wurde in Deutschland erstmals durch die Information Control Division (ICD) der amerikanischen Militärregierung eingesetzt, deren Arbeit von 1949 bis 1955 durch die High Commission for Germany (HICOG) fortgesetzt wurde. Dieses Teilprojekt befasst sich zum einen mit den methodischen Aspekten dieser Forschungsvorhaben, wobei sich die Dokumentenanalyse insbesondere auf die Survey Reports der HICOG bezieht. Das wissenschaftsgeschichtliche Interesse gilt der Anwendung der Forschungsmethoden, welche dem aktuellen Stand der amerikanischen Sozialforschung der vierziger Jahre entsprachen, für Deutschland jedoch neu waren. Zum anderen wird mit den Daten, die in den Reports aufgeführt sind, eine Sekundäranalyse durchgeführt, um mittels Aggregatdatenanalyse die Gesellschaftsentwicklung und -politik nach 1945 zu untersuchen. 2. Die Darmstadt-Studie: Eine weitere Initiative der amerikanischen Besatzungsmacht war die systematische Erforschung einer deutschen mittleren Großstadt durch eine Gemeindestudie auf insgesamt sechs Dimensionen, die jeweils in Monographien dargestellt wurden - Verwaltung, Industrie/Gewerkschaft, Familie, Bildung, Jugend und das Verhältnis der Stadt zu ihrem ländlichen Umfeld. Die Darmstadt-Studie war die erste Gemeindestudie, die überhaupt in Deutschland durchgeführt wurde; bisher ist wissenschaftsgeschichtlich über sie beinahe nichts bekannt. Allerdings steht fest: Das Vorwort der insgesamt neun Monographien verfasste der Sozialphilosoph Theodor W. Adorno. Das Teilprojekt besteht darin, die Konzeption, Durchführung und Ergebnisse der Darmstadt-Studie zu rekonstruieren. 3. Die Surveyforschung als Kulturtransfer. Während manche der im Nationalsozialismus Philosophie Lehrenden nach dem Krieg als Soziologen an die wieder gegründeten Universitäten berufen wurden, kehrten die ins Exil Vertriebenen erst nach und nach zurück. Die Geschichte der Einführung der Surveyforschung in Deutschland erfolgte über die Forschungsstelle der amerikanischen Militärregierung (ICD) und nahm eine Art Umweg über die Marktforschung, ehe die Forschung an den Universitätsinstituten - vor allem in Köln und teilweise auch in Frankfurt - sich von den neuen Möglichkeiten inspirieren ließ. Die Geschichte der Einführung der in den USA in den frühen vierziger Jahren entstandenen Surveyforschung dauerte in der Bundesrepublik mindestens bis zum Ende der fünfziger Jahre; wichtige Werke wie etwa René Königs Handbuch der empirischen Sozialforschung erschienen erst in den sechziger Jahren.
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