Raumwahrnehmung als Schlüssel zum Personenkonzept in Mikronesien (Westpazifik)
Final Report Abstract
Meine Untersuchung betrifft den 'sense of place' der zentralkarolinischen (mikronesischen) Atollbewohner. Einen Schwerpunkt der Untersuchung bilden die besonderen Beziehungen der Frauen zum Land. Zunächst wende ich mich dem dortigen Personenkonzept zu und untersuche mittels eines Schlüssels (des Blumenkranzes) die Bedeutung von Raum. Dazu gehören vor allem die Bedeutung von Namen, die hierarchische Struktur, die matrilokale Residenz, die geschlechtsspezifischen Sphären und die spirituelle Dimension. Ausgehend von den auf Woleai Atoll (FSM) erhobenen Daten zeige ich anhand eines Fallbeispiels , wie die 'inner landscape' von Migranten am neuen Ort wieder entfaltet werden kann, wenn die grundlegenden Strukturen noch funktionieren. Wenn jedoch die Verlockungen der westlichen Welt überhand nehmen, wie auf Saipan (CNMI), wo eine karolinische Minderheit ihrer verlorenen Einheit nachtrauert, bleiben lediglich Fragmente zurück. Diese verbleibenden Identitätsstifter sind oft besonders geladen mit symbolischer Bedeutung (wie man am Blumenkranz erkennen kann, der das Wappen von Saipan schmückt). Schließlich problematisiere ich die durch den steigenden Meerwasserspiegel wachsende Gefahr der dauerhaften Zerstörung der Atolle und diskutiere die Wege von Emigranten. Ohne die Gruppe, so scheint es, kann karolinische Identität nicht über mehrere Generationen vermittelt werden, auch wenn virtuelle Kontakte von karolinischen Migranten in den USA heute vielfach die echten Familientreffen ersetzen. Es scheint, dass sich aufgrund der unterschiedlichen Lebensräume und -Weisen der heutigen Karoliner kein gemeinsames Personenkonzept feststellen lässt, auch wenn es gemeinsame Vorstellungen, Werte und Normen gibt, die auf neue Situationen angepasst werden können (etwa in Form von fiktiver Verwandtschaft). In der Praxis fuhrt die Suche nach Identität und Wertigkeit zu größeren Einheiten (Pacific Islanders) und neuen Formen (Blumenkranze aus Plastik), zu vielstimmigen Versuchen, neue Wege zu beschreiten ohne dabei die heimatlichen Atolle und die dort übliche Lebensweise vollkommen zu vergessen.
Publications
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2003, Symposium 'Space Games: New research approaches to spatial orientation, spatial perception, and spatial cognition, Univ. Heidelberg. 'The Anthropology of Landscape as a research method'
Susanne Kühling
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2003. Hezel, Francis X.: The New Shape of Island Cultures. A Half Century of Social Change in Micronesia. Honululu: University of Hawai'i Press. 2001. In: The Asia Pacific Journal of Anthropology (TAPJA) 5,1: 89-91
Susanne Kühling
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2004, Micronesian Centre of Arts, Colonia, Yap (Mikronesien). Betel chewing: theory and praxis', Field research on landscape on an atoll'
Susanne Kühling
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2004, Summer School des Community College, Colonia, Yap (Mikronesien). 'The Germans in the Pacific'
Susanne Kühling
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2005, Institut für Ethnologie, Göttingen. 'Feldforschung in Mikronesien: work in progress '
Susanne Kühling
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2005, Konferenz der European Society for Oceanists (ESfO). 'Concrete Space 'Reconstructing an atoll place after WW II'
Susanne Kühling
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2006, Jahrestagung der Association for Social Anthropology in Oceania (ASAO). 'Limits of random running: Childhood on an atoll'
Susanne Kühling
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2007, Tagung der Deutschen Gesellschaft für Völkerkunde in Halle. ,Die Brise
Susanne Kühling
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2007. D'Arcy, Paul: People of the Sea. Environment, Identity, and History in Oceania. Honolulu: University of Hawai'i Press, 2006. In: Anthropological Quarterly 80 (1): 283-287
Susanne Kühling
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2007. The Anthropology of Landscape as a Research Method. In: Person, Space and Memory in the Contemporary Pacific. Introductory Volume: The Experience of New Worlds, Wassmann, J. & K. Stockhaus (Eds.). Oxford: Berghahn. S. 176-184
Susanne Kühling
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2008, Jahrestagung der Association for Social Anthropology in Oceania (ASAO). 'One heart, one mind, one voice': The struggle for identity of Saipan's Carolinian minority'
Susanne Kühling