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Taxonomie und Artbildungsprozesse bei europäischen Springkrebsen der Galathea intermedia-Gruppe

Subject Area Systematics and Morphology (Zoology)
Term from 2003 to 2011
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5398685
 
Final Report Year 2010

Final Report Abstract

Insgesamt ergibt die Untersuchung des Galathea-intermedia-Komplexes folgendes Bild: 1. Der Geschlechtsapparat von Galathea intermedia ist für Artunterscheidungen nicht brauchbar, weist aber eine ungewöhnliche Funktion auf. Die männlichen Gonopoden sind in erster Linie nicht für die Übertragung der Spermatophoren zuständig, sondern müssen die Spermatophoren aus einer sekundären Matrix befreien und für die Befruchtung vorbereiten. Spermien, Spermatophoren und weibliche Geschlechtsapparate weisen die für Anomuren typische Morphologie auf und unterscheiden sich erst im Vergleich mit weit entfernten Galatheoidea, wie z.B. den Porzellaniden. Diese Ergebnisse machen eine völlig neue Sichtweise und Interpretation der Gonopoden und ihrer Reduktion bei Anomuren notwendig. 2. Die Brauchbarkeit der morphologischen Merkmale zur Artunterscheidung innerhalb des Komplexes (Rostrum, Carapax) muss angezweifelt werden. 3. Vorläufige morphometrische Untersuchungen haben gezeigt, dass vor allem früher beschriebene Rostrum-Unterschiede in Zweifel zu ziehen sind. Vielmehr scheint es ein breites Feld von Übergängen zwischen verschieden Extremmorphen zu geben. Auf mitochondrialer Ebene konnten nur innerhalb der CO1-sequenzen wenige Unterschiede zwischen Mittelmeer- und Atlantik-Populationen gefunden werden. 16S-Sequenzen sind identisch. 4. Die als hochvariabel geltenden ITS1-Sequenzen weisen nur zwischen Adria- und Nordseepopulationen Unterschiede auf. Allerdings wären weitere Untersuchungen an Mittelmeer-Material notwendig um eine sichere Aussage zu ermöglichen. Folgende Ziele konnten bisher erreicht werden:  Die bisher verwendeten morphologischen Merkmale sind als problematisch anzusehen. Eindeutig abtrennbare Gruppen lassen sich nicht abtrennen. Vielmehr scheint ein breites Übergangsfeld zwischen zwei Extremmorphen zu bestehen.  Es lassen sich keine distinkten Fortpflanzungsgemeinschaften nachweisen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind zwar schwach unterscheidbare Populationen zwischen Adria und Nordsee/Atlantik nachweisbar, aber zum Nachweis einer reproduktiven Isolation reichen diese Unterschiede nicht aus.  Das Grundproblem ist, dass die genetisch nachweisbaren Unterschiede, die bisher gefunden wurden, sehr klein und auf keiner weiteren Ebene nachweisbar sind. So verhalten sich in der Adria die Populationen ganz unterschiedlich. Während die Populationen auf dem Microcosmus-Grund in 20m Tiefe jahreszeitlich unabhängig immer ähnliche Größen und Geschlechtsverteilungen aufweisen, herrschen die Population aus der Seegraswiese ganz andere Verhältnisse. Große und zahlreiche Individuen lassen sich im Wesentlichen zwischen Herbst und Frühjahr finden, während der Sommermonate (August) finden sich fast nur kleine Tiere und nur wenige Große.  Zusammenfassend lassen die Befunde vermuten, dass (a) das Tempo morphologischer Radiation im Vergleich zur Fixierung genetischer Variation sehr hoch ist, oder (b) die im bisherigen Projekt nicht untersuchte Variation in verschiedenen ökologischen Nischen innerhalb einer Population so hoch ist, dass Unterschiede zwischen Populationen schwer feststellbar sind.

Publications

  • (2004). Functional morphology of the reproductive system of Galathea intermedia (Decapoda, Anomura). Journal of Morphology 262: 500–516
    Kronenberger, K., Brandis, D., Türkay, M. & Storch, V.
  • 2005. Molecular studies on the Galathea-intermedia-complex. 6th International Crustacean Congress, 18.-22. Juli 2005, Glasgow
    Dirk Brandis
  • 2005. Morphologie und Funktion des Fortpflanzungsapparates von Pisidia longicornis (Anomura, Porcellanidae). 12. Kolloquium Deutscher Crustaceologen, 20.-23. Februar 2003, Ulm
    Sandra Kalscheid & Dirk Brandis
  • 2005. Morphology and function of the reproductive system of Pisidia longimana. 6th International Crustacean Congress, 18.-22. Juli 2005, Glasgow
    Sandra Kalscheid & Dirk Brandis
 
 

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