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Die Exzentrizität des Verstehens. Zur Debatte um die Verstehbarkeit des Fremden zwischen Hermeneutik und Ethnologie
Antragstellerin
Dr. Heike Kämpf
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5385744
Die Arbeit geht der Herausforderung nach, vor die die philosophischen Verstehensbegriffe (vor allem der hermeneutische Verstehensbegriff) durch die Diskussion des "Fremden" in der Ethnologie gestellt ist. Sie setzt sich eine Neuformulierung des Verstehensbegriffs zum Ziel. Dazu erfolgt zunächst eine historische Rekonstruktion der bisher nicht beachteten Bezugnahmen zwischen philosophischer Hermeneutik und ethnologischer Forschung. Diese Rekonstruktion beginnt im 19. Jahrhundert mit der Auseinandersetzung zwischen Wilhelm Dilthey und dem Begründer der Ethnologie in Deutschland, Adolf Bastian. Diese interdisziplinäre Diskussion wird bis zur Gegenwart verfolgt, in der die Hermeneutik ihr Scheitern an der Herausforderung des Fremden eingestehen muß. Der zweite, systematisch orientierte Teile der Arbeit formuliert in Anlehnung an Plessners Begriff der "Exzentrizität", einen "exzentrischen Verstehensbegriff", der den Ansprüchen und Anforderungen des Fremdverstehens gerecht werden kann. Der Begriff der Exzentrizität, der bei Plessner das "Außer-sich-Sein" des Menschen ausspricht, verdeutlicht diese neue selbstkritische und reflexive Struktur des Verstehens. Diese Neuformulierung des Verstehensbegriffs zielt auf eine zeitgemäße Revision der traditionellen Hermeneutik, die das Problem des Fremdverstehens ins Zentrum ihrer Überlegungen rückt. Mit diesem Verstehensbegriff wird es möglich, das Fremde im Verstehen nicht auszulöschen, wie es in der traditionellen Hermeneutik der Fall war, sondern es im Verstehen zu bewahren, es als Fremdes zu verstehen, das sich einer endgültigen Assimilation und Aneignung widersetzt.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen