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Die Folter in der Literatur

Fachliche Zuordnung Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung Förderung von 1997 bis 2004
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5385279
 
Untersucht wird die Darstellung der Folter in der Literatur in ihren spezifischen Wechselwirkungen mit angrenzenden Diskursen, insbesondere dem juristischen, dem politischen und dem ästhetischen. Dabei wird gezeigt, inwiefern die Literatur an zeittypischen diskursiven Gegebenheiten partizipiert und inwiefern sie eigene Positionierungen entwickelt. Erscheint die literarisch dargestellte Folter im 18. und 19. Jahrhundert weitgehend negativ in verschiedenen Modi der Aussparung und Vermeidung, sodaß zugespitzt von einer Ästhetik des Wegsehens gesprochen werden kann, so tritt etwa mit Nietzsche eine Wendung zur sprachlichen Vergegenwärtigung der Folterszene ein, die zum Teil bis zum voyeuristischen ästhetischen Immoralismus gesteigert wird. Grundsätzlich verändert sich auch die literarische Imagination von Standhalten unter der Folter. Die zunächst noch als Rückzugsraum des autonomen Individuums ausgemalte Folterresistenz schwindet zugunsten des vollständigen Überwältigtwerdens. Der Körperschmerz wird nun als Bezwinger des Willens gedacht. Dadurch öffnet sich die Literatur für die traumatisierenden Folgen der Überwältigungserfahrungen, die im 18. Jahrhundert noch nicht gesehen wurden. Ausführliche Einzeluntersuchungen zu Hoffmann, Tieck, Kafka und Améry zeigen individuelle künstlerische Aneignungen des Themas und verdeutlichen zugleich, in welcher Weise hier jeweils ein selbstreflexives oder dekonstruierendes Verfahren praktiziert wird, das die diskursiven Mechanismen der Rede über die Folter freilegt und vorführt.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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