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Stillstand und Bewegung. Intermediale Studien zur Theatralität von Text, Bild und Musik

Subject Area Theatre and Media Studies
Term from 2002 to 2003
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5382856
 
Die Beiträge des vorliegenden Bandes gehen der spezifischen Theatralität von Text, Bild und Musik nach, die sich gerade in der intermedialen Beziehung der Künste aufeinander zeigt. Es zentriert sich dabei um das Verhältnis von "Stillstand" und "Bewegung". Denn "Stillstand" und "Bewegung" markieren von jeher die Pole, in deren Spannungsfeld die wechselseitige intermediale Anziehung von Text, Bild und Musik immer neue Gestalt annimmt. Als diente die Grenze, die Lessings 'Laokoon' zwischen der Dauer der bildenden Künste im Raum und dem Fortschreiten von Poesie und Musik in der Zeit zog, keinem anderen Zweck, als die Attraktivität des jeweils "jenseitigen" Mediums zu erhöhen und die Herausforderung ihrer Verbindung und Vereinigung anzunehmen. Der Eindruck jedenfalls drängt sich auf, wenn man die Anstrengungen betrachtet, umittelbar nach Lessing die Tableaus der Malerei, den poetischen Text des Dramas und die (melodramatische) Musik in einer frühen Form des Gesamtkunstwerkes zu synchronisieren und zur Synthese zu bringen. Goethes Inszenierung der 'Proserpina' in Weimar 1815 ist das Modell einer solchen Verschmelzung der Künste. Hervorgegangen ist es aus einer Erfahrung des Mangels. Die empfundene Unvollkommenheit und Unzulänglichkeit der Darstellungsmöglichkeiten des 'eigenen' Mediums nämlich ruft den Wunsch nach wechselseitiger Ergänzung hervor: Was der poetische Text und die Sprache nicht sagen können, davon soll die Musik reden, wovon beide schweigen, davon kann (bzw. muß) das Bild eine Vorstellung geben. Die intermediale Symbiose der Künste im Gesamtkunstwerk zielt auf Totalität. Nichts soll sich der Darstellung entziehen, alles soll darstellbar sein. Die Kehrseite dieses Anspruchs ist die Brechung und Entwertung des Eigensinns der Künste, die Verkennung ihrer Medialität und Theatralität. Beide Begriffe definieren sich über die Beziehung zum Abwesenden. Medialität exponiert die Bestimmung und Grenze jedes Mediums: Mittler zu sein. Kein Mittler aber kann ganz und gar vergegenwärtigen, was er zu vermitteln trachtet. Vor diesem Abgrund des prinzipiell Abwesenden fokussiert Theatralität die besonderen Weisen des Erscheinens, die Gegenwärtigkeit der Künste als Medien. Medialität und Theatralität so verstanden wirken der total(itär)en Verschmelzung der Künste im Gesamtkunstwerk entgegen und geben ihnen ihre Eigenständigkeit zurück. Sie vergrößern den Abstand zwischen ihnen und eröffnen - in diesem Zwischenraum - neue, spannendere Möglichkeiten des intermedialen Austauschs von Text, Bild und Musik. [...]
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