Social structure of an ancient Near Eastern town in Early Dynastic Syria: Archaeological excavations at Tell Beydar / Nabada (Syria)
Final Report Abstract
Der mittelgroße Fundort Tell Beydar im Nordosten Syriens bietet hervorragende Bedingungen, die frühe Stadtkultur des 3. Jt. v.u.Z. zu erforschen. Hier arbeitete 1992–2010 in insgesamt 17 Grabungskampagnen eine europäisch-syrische Expedition unter der Leitung von Marc Lebeau (Brüssel) und Antoine Suleiman (Damaskus). Ungewöhnlich ist das Konzept einer europäischen Komponente, bestehend aus Mitgliedern der Universitäten von Brüssel (ULB), Coimbra, Venedig, München, zuvor auch KU Leuven, Münster, Madrid, Lille. Diese internationale Kooperation bestimmte auch wesentlich die Entwicklung des ESF- Projekts ARCANE, das eine neue Chronologie der Frühen Bronzezeit etablierte. Das Unternehmen Tell Beydar ist von der Grundidee getragen, dass mehrere relativ kleine Teams gemeinsam eine große Aufgabe bewältigen können. So konnte man es wagen, einen guten Teil der Stadt der Phase Beydar IIIb (etwa 24. Jh.) großflächig freizulegen. Wie andere Orte Obermesopotamiens war die Stadt im frühen 3. Jt. gegründet worden. Zur Zeit der Phase IIIb Zeit bestand Tell Beydar aus dem eigentlichen kreisförmigen Tell von ungefähr 350 Meter Durchmesser. In der Mitte an der höchsten Stelle liegt das weitgehend freigelegte monumentale Zentrum mit einem Palast, fünf Tempeln und Lagerräumen und einem einzigen repräsentativen Eingang von Süden. Das Stadtzentrum ist zumindest im Norden und Osten von einer Reihe von größeren Gebäuden umgeben, darunter ragt der vom Münchner Team freigelegte "Ostpalast (Eastern Palace)" heraus – an einer Stelle, an der man vor der Grabung Wohnhäuser erwartet hatte. Zunächst diente er der Repräsentation, dann als Metallwerkstätte. Die hier getätigten exakten Beobachtungen der Schichtenabfolge und der Umbauten bedeuteten den Durchbruch im Verständnis der komplexen Chronologie von Tell Beydar und erlauben damit eine gesicherte historische Interpretation des Befundes. Tell Beydar hat als einziger Fundort dieser Zeit in Obermesopotamien eine größere Gruppe von keilschriftlichen Tontafeln erbracht. Die insgesamt etwa 240 Verwaltungsdokumente von Tell Beydar reflektieren ebenso wie die archäologischen Zeugnisse das alltägliche Leben der Bewohner, wenngleich auf völlig unterschiedlicher Ebene. Erst ein intensiver interdisziplinärer Dialog hat Wege eröffnet, beide Quellengattungen intensiv zu nutzen und tragfähige Ergebnisse zu erzielen. Entgegen der bisherigen Meinung war die städtische Gesellschaft und Wirtschaft des 24.Jh. in Obermesopotamien nicht privatwirtschaftlich oder vom Palast dominiert, sondern kommunal organisiert, durchaus dem sumerischen Süden vergleichbar. Die Menschen erhielten Gerste als monatliche Zuteilung, lebten in den Privathäusern, die nicht für Vorratshaltung, aber für Bereitung von Mahlzeiten ausgelegt waren, und sie arbeiteten gemeinsam auf den Feldern und in den großen Lagerräumen und Werkstätten, darunter der großen Metallwerkstatt im ehemaligen Ostpalast: die Umwidmung ist also kein Zufall, sondern Ausdruck der kommunalen Organisation von Leben und Arbeit in der Frühen Bronzezeit.
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