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Unser Hitler. Der Hitler-Mythos im Spiegel der deutschsprachigen Literatur nach 1945
Antragsteller
Marcel Atze
Fachliche Zuordnung
Germanistische Literatur- und Kulturwissenschaften (Neuere deutsche Literatur)
Förderung
Förderung von 2002 bis 2003
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5380040
Die Arbeit 'Unser Hitler' stellt die Frage, wie sich der von der NS-Propaganda ins Werk gesetzte Hitler-Mythos in deutschsprachigen literarischen Zeugnissen von 1945 bis heute widerspiegelt. Das Textkorpus umfaßt Werke aller Gattungen, vor allem solche, die Hitler auftreten und sprechen lassen. Mit Hilfe eines präzisen Bauplanes des Mythos wird erläutert, welche Strategien die Autoren entwickelten, um das mythische Konstrukt, das noch lange nach Kriegsende Hitlers Anteil an den Verbrechen herunterspielte, zu destruieren: Jeder Bestandteil des Mythos wird mit den Leichenbergen des Holocaust überblendet. Dokumentiert wird zunächst der literarische Diskurs um Hitlers Selbstmythisierung aus 'Mein Kampf'. Anhand einschlägiger Texte wird dann belegt, wie zentrale Mytheme (Tierfreund, Vegetarier, Künstler, Vater) destruiert werden. Für den Blick der Autoren auf den privaten Hitler ist das Antisexualitätsmythem zentral; dazu gehört eine Literaturgeschichte der Eva Braun. Die folgende Analyse des Redner-Mythems stellt die literarische Sicht auf den live erlebten und via Stimme medial vermittelten Hitler dar. Schließlich wird gezeigt, daß dessen Name und Gesicht, einst für den Mythos werbend, heute gleichsam Markenzeichen des Holocaust sind. Die Arbeit verdeutlicht, daß das Bild des Mythosträgers im kollektiven Gedächtnis die literarische Darstellung prägt und das Schreiben über Hitler ein bedeutender Teil der deutschen Erinnerung an den Holocaust ist.
DFG-Verfahren
Publikationsbeihilfen