Project Details
Affektiv und inkarniert. Ansätze Deutscher Mystik als subjekttheoretische Herausforderung
Applicant
Professorin Dr. Saskia Wendel
Subject Area
Roman Catholic Theology
Term
from 2002 to 2003
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5378966
Subjektphilosophische Konzeptionen rücken nach einer Pause der Dominanz subjektkritischer Philosophien mittlerweile wieder verstärkt in das Zentrum des philosophischen Diskurses, so etwa in der Analytischen Philosophie oder innerhalb der Debatte um die Genese und den Status von Bewusstsein. In meiner Habilitationsschrift suche ich den Subjektgedanken unter der Maßgabe der Subjektkritik des 20. Jahrhunderts zu legitimieren und zu reformulieren und damit jene Faktoren in das Verhältnis von Subjektivität einzuschreiben, die in den traditionellen Formulierungen marginalisiert oder gar explizit ausgeschlossen worden sind: Affektivität, Leiblichkeit, Zeitlichkeit, Geschichtlichkeit und vor allem die Anerkennung der Eigenständigkeit und Unverfügbarkeit des Anderen. Dabei kann ein Blick in die vorneuzeitliche, voraufklärerische Tradition hilfreich sein, insbesondere in die Tradition der Deutschen Mystik des Mittelalters. Denn gerade dort lassen sich, so meine erste These, Wurzeln des in der Neuzeit weiter entfalteten Subjektgedankens entdecken, allerdings fehlen dort, so meine zweite These, die vielfach kritisierten Hypertrophien und Perhorreszierungen des Subjektgedankens, haben doch gerade in mystischen Traditionen Leiblichkeit und Erotik oder die Offenheit des Ichs für die Begegnung mit Gott als einem absolut Anderen seiner selbst eine zentrale Bedeutung. Von jenem mystischen Subjektverständnis herausgefordert skizziere ich dann Grundzüge eines Verständnisses von Subjektivität im Kontext der reflexiven Moderne, in dessen Zentrum die Formulierung eines Subjektbegriffes am 'Leitfaden des Leibes' steht und damit die Rückgewinnung der in der philosophischen und theologischen Tradition oftmals ins Hintertreffen geratenen Leiblichkeit für das eigene Selbstverständnis und Selbstbewusstsein und demzufolge auch für den Subjektbegriff.
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