Detailseite
Projekt Druckansicht

Jenseits des Humanitarismus: Behindertenbetreuung und Zugehörigkeit von schiitischen Hazara-Afghanen im Iran

Antragsteller Ahmad Moradi, Ph.D.
Fachliche Zuordnung Ethnologie und Europäische Ethnologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 536050318
 
Dieses ethnografische Projekt nimmt zwei Generationen afghanischer kriegsversehrter Ex- Kombattanten im Iran in den Blick. Jahrzehntelang haben schiitische afghanische Hazara- Flüchtlinge im Iran in zwei Kriegen im Mittleren Osten gekämpft und wurden dabei verletzt: im Iran-Irak-Krieg (1980-1988) und im Syrien-Krieg (2011-heute). Indem die afghanischen Flüchtlinge und kriegsversehrten Veteranen eine angemessene Gesundheitsversorgung einfordern, treffen hier transnationale Strukturen islamistischer Militanz und Humanität auf einen nationalstaatlichen Rahmen und lokale Beziehungen. Auf der Grundlage von Konzepten aus den Migrationsstudien und den Disability Studies werden in diesem Projekt staatliche Pflegeeinrichtungen und das soziale Leben von kriegsversehrten Afghanen mit Iraner*innen in sozial schwachen Stadtvierteln untersucht. Es wird gezeigt, wie die Kriegsverletzungen der Afghanen in ausgrenzende Versorgungssysteme und lokale Geschichten von politischer Gewalt und Elend eingebettet sind. Durch die Kombination von Archivmaterial, lebensgeschichtlichen Interviews und empirischen Daten bietet dieses Projekt einen einzigartigen Blick auf die Verflechtungen zwischen Wohlfahrt und Kriegsführung im Mittleren Osten. Darüber hinaus wird es neue Erkenntnisse liefern, die die Debatten über Süd-Süd-Mobilität und über die Geschichte der Kriegsversehrten und körperlicher Behinderung im Mittleren Osten verändern werden. Neben den akademischen Beiträgen und Ergebnissen soll das Projekt in einer Ausstellung resultieren, in der die Forschungsergebnisse präsentiert werden, um die breite Öffentlichkeit zu erreichen. Um eine nachhaltige und für den Forschungskontext relevante Wirkung zu erzielen, wird zudem eine Online-Arbeitsgruppe gebildet, die aus afghanischen und iranischen Wissenschaftler*innen besteht. Diese Gruppe wird sich über einen Zeitraum von drei Jahren regelmäßig treffen, um die Relevanz und Sichtbarkeit des Themas Behindertenbetreuung von Nicht-Staatsbürgern im Iran zu erhöhen. Schlagworte: afghanische Hazara, kriegsversehrte Veteranen, körperliche Behinderung, Pflege, Zugehörigkeit
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung