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Bahnhofstraßen. Entstehung, Nutzung und Verfall(?)

Fachliche Zuordnung Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5338132
 
Im Mittelalter waren der Marktplatz, die Kirche und das Rathaus die "Mitte" der Stadt. Hier siedelten sich die politisch und ökonomisch führenden Gruppen an und hierher zog es die Stadtgemeinschaft, denn dieser präsentativ-symbolische Ort bot ihr Aufgehobensein und minderte in Krisenzeiten Existenzängste. Nachdem während des Absolutismus der Fürst seitlich der engen Altstadt baute, bemühte sich ein an Einfluss gewinnendes Bürgertum spätestens seit Anfang des 19. Jahrhunderts, eigenes Terrain zu sichern. Die bürgerlichen Bauherren fanden es zwischen der Altstadt und dem neu entstehenden Bahnhof, der in der Regel in einiger Entfernung tangential die Stadt berührte. Es entstanden nun Bahnhofstraßen, die sowohl zukunftsorientierte Stadterweiterungsgebiete als auch symbolisch stark ausgestaltete Empfangsensembles wurden. Aufgrund von Recherchen in Weimar, Gotha und Chemnitz im Osten und in Frankfurt, Wiesbaden und Hannover im Westen Deutschlands erschließt das Buch ein Panorama der Ausgestaltung dieses Vermittlungsraumes durch Stadtplanung, repräsentative bürgerliche und öffentliche Gebäude, Denkmäler und deren Nutzung. In allen Fällen wird darüber hinaus das Geschick dieser Magistrale nach gesellschaftlichen Umbrüchen im 20. Jahrhundert verfolgt: Es beginnt mit dem politischen Kampf um die Straße durch mobilisierte politische und paramilitärische Verbände in der Weimarer Republik, berichtet über Pläne zur Neuausrichtung der Stadt, indem die Bahnhofstraße verbreitert und - für künftige Aufmärsche der Nationalsozialisten - als Schneise durch die Altstadt geschlagen wurde; und verfolgt schließlich die Verlotterung des Bahnhofsvorfeldes nach dem 2. Weltkrieg, als einerseits die symbolischen Räume neu in Besitz genommen wurden, andererseits aber in den Windschatten einer autogerechten Stadt gerieten und schließlich im Zuge der Wiederentdeckung der Bahnhöfe neu gesehen und als Handelsmeilen revitalisiert wurden.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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