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Biopsychosozialer Nutzen von sozialem Präsenzkontakt Versus Videogesprächen im hohen Alter: Zur Rolle behavioraler Mechanismen und individueller Ressourcen

Fachliche Zuordnung Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 533325657
 
Soziale Beziehungen sind hoch bedeutsam für die Gesundheit und Langlebigkeit im Alter. Große Entfernungen oder eingeschränkte Mobilität können die Pflege solcher Kontakte jedoch erschweren. Das beantragte Projekt untersucht das Potenzial von Videotelefonaten für die Bewältigung dieser Herausforderung. In einer alternden und zunehmend digitalisierten Gesellschaft werden Videotelefonate immer wichtiger für soziale Beziehungen im Alter werden. Doch wie wirksam sind Videotelefonate darin, soziale Bedürfnisse zu erfüllen? Sozialkontakte bieten biopsychosoziale Vorteile (z.B. für das hedonische Erleben, die soziale Einbindung und die psychophysiologische Gesundheit). Es gibt jedoch Hinweise auf eine Abschwächung dieser Effekte bei Videotelefonaten (vs. persönlichen Gesprächen). Diese Unterschiede nennen wir LIVI-Effekte (loss in video-mediated interactions). Sie wurden bei jüngeren Erwachsenen nachgewiesen, aber noch weiß man wenig über vermittelnde Mechanismen und Bedingungen dieser Effekte. Zudem fehlen experimentelle Daten für ältere Erwachsene. Diese Forschungslücken zu schließen ist wichtig, da ältere Erwachsene besonders von der Kontaktpflege per Video profitieren könnten; gleichzeitig sind sie aber u.U. besonders betroffen von LIVI-Effekten. Das Projekt verfolgt drei Ziele. Erstens wollen wir LIVI-Effekte bei älteren Erwachsenen nachweisen. Zu diesem Zweck führen N = 165 ältere Erwachsene (mind. 70 Jahre) zwei Gespräche mit einem nahen Verwandten im Labor. Einmal unterhalten sie sich dabei im gleichen Raum, und einmal per PC-Videogespräch. Für beide Gespräche erfassen wir das Erleben (positiver Affekt und Vergnügen), interpersonale Aspekte (momentane Nähe und Beziehungszufriedenheit, Gesprächszufriedenheit) und autonome Erregung (Herzraten-Variabilität). Diese Variablen sind wichtig für Gesundheit und Langlebigkeit, und sie können sich je nach Modalität (persönliches vs. Videogespräch) unterscheiden. Zweitens analysieren wir Verhaltensunterschiede zwischen den Bedingungen. Wir fokussieren auf interpersonale Koordination (Bewegung und Sprache), Selbstöffnung und responsives Zuhörerverhalten. Frühere Studien legen nahe, dass diese Faktoren positive biopsychosoziale Effekte haben, und dass sie sich je nach Modalität unterscheiden. Sie könnten daher LIVI-Effekte vermitteln. Drittens untersuchen wir, welche älteren Personen besonders von LIVI-Effekten betroffen sind. Dafür analysieren wir die Rolle individueller Unterschiede für diese Effekte. Wir fokussieren auf kognitiv-mechanischer Fähigkeiten, Videotechnologie-Kenntnisse und Altersstereotypen. Diese Faktoren sind altersassoziiert, aber über die gesamte Lebensspanne formbar. Ihre Rolle für LIVI-Effekte kann daher Ansatzpunkte für Interventionen aufzeigen, besonders im hohen Alter. Die Umsetzung dieser drei Ziele wird Bedingungen und Prozessen aufzeigen, die den biopsychosozialen Nutzen älterer Menschen im Kontakt mit Anderen fördern können – in jeder Modalität, aber besonders im Videogespräch.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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