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Kognitive Prozesse bei der Beantwortung indirekter Fragetechniken

Antragstellerinnen / Antragsteller Dr. Thomas Krause; Professorin Dr. Susanne Vogl
Fachliche Zuordnung Empirische Sozialforschung
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 532766381
 
Obwohl Interviews die häufigste Datenerhebungsmethode in den Sozialwissenschaften sind, gibt es noch immer Wissenslücken im methodischen Verständnis. Surveys zu sensiblen oder heiklen Themen sind bekannt dafür besonders herausfordernd zu sein. Heikle Fragen beziehen sich auf sozial unerwünschtes Verhalten oder intime Aspekte, die Befragte unter Umständen nicht offen erörtern möchten. Eine Strategie, um sensible Charakteristika mit wenig oder sogar keiner Verzerrung zu messen, sind sogenannte indirekte Fragetechniken (IQT). Ehrliches Antwortverhalten soll hier durch zusätzliche Anonymität gewährleistet werden. Viele Studien haben Unterschiede in Prävalenzraten zwischen direkten und indirekten Fragetechniken belegt. Trotzdem liefern aktuelle Validierungsstudien Hinweise darauf, dass diese höheren Prävalenzraten nicht unbedingt valider sind. Außerdem gibt es Hinweise, dass IQTs je nach Befragtengruppe unterschiedliche effektiv sind. Damit stellt sich die Frage nach der Angemessenheit und der Messinvarianz von IQTs. Dies erscheint wenig überraschend vor dem Hintergrund, dass Altersunterschiede bezüglich des Verständnisses zur Rolle von Umfragen, den Rekrutierungsbemühungen, der Messäquivalenz und der Validität sowie der kognitiven und kommunikativen Prozesse bekannt sind. Um ein vertieftes Verständnis des Frage-Antwort-Prozesses bei IQTs zu gewinnen und fundierte Aussagen über deren Funktionalität treffen zu können, ist es unabdingbar, die Besonderheiten dieser Techniken sowie die kognitiven Aspekte des Frage-Antwort-Prozesses gezielt und differenziert in Bezug auf verschiedene Befragtengruppen zu berücksichtigen. Ziel dieses Projekts ist es dementsprechend, den Frage-Antwort-Prozess bei der Beantwortung von IQTs durch eine Kombination qualitativer und quantitativer Methoden (Gruppendiskussionen, kognitive Interviews, Eye-Tracking, physiologische Messung und standardisierter Survey) näher zu untersuchen und zu verstehen. Dabei kontrastieren wir verschiedene Befragtengruppen, um mögliche Unterschiede im Frage-Antwortprozess und der Interaktion mit der Wahrnehmung von Sensibilität von Fragen zu erforschen. Insgesamt können die Projektziele folgendermaßen zusammengefasst werden: (1) Multimethodische explorative Untersuchung der Wahrnehmung und kognitiven Prozesse bei der Beantwortung von IQTs zur Problemidentifikation; (2) Analyse der Funktionalität von IQTs auf der Grundlage diverser Populationen; (3) Überprüfung der identifizierten Probleme auf ihre Übertragbarkeit auf natürliche Interviewsituationen. Wir streben an, durch dieses Projekt ein tieferes Verständnis für die Anwendung und Effektivität von indirekten Fragetechniken zu erlangen und so einen wertvollen Beitrag zur Verbesserung der Methodik und Genauigkeit von Datenerhebungen zu sensitiven Themen in den sozialwissenschaftlichen Befragungen zu leisten.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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