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Jenseits des kausalen Ausschlussproblems: Neue Herausforderungen für mehrstufige kausale Modelle

Fachliche Zuordnung Theoretische Philosophie
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 530765742
 
Kausale Modelle haben sich in den letzten Jahren zum vorherrschenden Werkzeug dafür entwickelt, komplexe kausale Strukturen zu erfassen. Techniken des kausalen Modellierens sind ursprünglich als Methode der formalen Datenanalyse entwickelt worden, haben aber rasch Eingang in den philosophischen Diskurs gefunden und gelten heute als vielversprechender Ansatz dafür, das Wesen der Kausalität aufzudecken, insbesondere die Natur kausaler Beziehungen auf höheren Ebenen oder Stufen sowie zwischen verschiedenen Ebenen. Es sind zwar Fortschritt bei der Lösung des sogenannten Ausschlussproblems erzielt worden (also des Problems, dass Ursachen auf verschiedenen Ebenen miteinander zu konkurrieren scheinen), aber die Anwendung des kausalen Modellierungsansatzes auf Strukturen mit mehreren Ebenen stellt immer noch Herausforderungen dar: (1) Was ist der beste Rahmen dafür, kausale Beziehungen auf mehreren Ebenen zu modellieren? Insbesondere stellt sich die Frage, ob dieser Rahmen probabilistisch oder deterministisch sein sollte. (2) Mehrstufige Kausalmodelle enthalten typischerweise sowohl kausale Zusammenhänge als auch nichtkausale, „metaphysische“ Abhängigkeitsbeziehungen. Welche Werkzeuge, die noch nicht standardmäßig für kausale Modellierungen verwendet werden, braucht man, um diese zusätzlichen Abhängigkeitsbeziehungen abzubilden? (3) Sollten die Variablen, die wir in ein kausales Modell aufnehmen, dieselbe Körnigkeit haben, also eine Bedingung der Verhältnismäßigkeit oder Proportionalität erfüllen? (4) Allgemeiner gesprochen, wie sollten wir die Variablen eines kausalen Modells auswählen, und hängt die Existenz kausaler Beziehungen von dieser – teilweise normativen – Entscheidung ab? Noch fehlt ein integrierter Ansatz zur mehrstufigen Kausalität, der diese Herausforderungen gleichzeitig angeht. Dieses Projekt zielt darauf ab, diese Lücke zu schließen und eine neue Theorie der mehrstufigen Kausalität zu entwickeln. Methodisch verfolgt das Projekt den Ansatz des conceptual engineering und misst den Erfolg seiner Theorie daran, wie gut sie die Desiderate erfasst, mehrstufige kausale Beschreibungen zu liefern. Dies soll nicht nur neues Licht auf die philosophische Debatte über höherstufige und mehrstufige Kausalität werfen, sondern auch auf kausale Modelle und unser Verständnis von Verursachung im Allgemeinen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Schweiz
Kooperationspartnerin Professorin Dr. Vera Hoffmann-Kolss
 
 

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