Goethe. Tagebücher. Historisch-kritische Ausgabe. Bände VII,1 und VII,2 (Texte des Zeitraums 1819-1820)
Final Report Abstract
Der siebte Band der historisch-kritischen Gesamtausgabe von Goethes Tagebüchern, der wie die Vorgängerbände aus zwei Teilbänden (diplomatisch konstituierter Text und Kommentar) besteht, umfasst mit den Jahren 1819 und 1820 eine für das Spätwerk wichtige und produktive Zeit: der "West-östliche Divan" erscheint, Goethe nimmt die Arbeit an "Wilhelm Meisters Wanderjahren" wieder auf, die bereits lange geplante Fortsetzung des „Faust“ bedenkt er im Austausch vor allem mit dem jungen Philologen Carl Ernst Schubarth. Goethes weltliterarischen Lektürehorizont zeigen in diesen Jahren u. a. seine Studien zu den später so genannten "Noten und Abhandlungen zu besserem Verständniss des West-östlichen Divan" sowie Tagebuchnotizen zu Homer, Camoes, Manzoni, Byron und Schopenhauer. Im amtlichen Bereich ist eine der wichtigsten Aufgaben Goethes die Reorganisation der Jenaer Universitätsbibliothek, die er nach dem Tod Christian Gottlob von Voigts im März 1819 ohne die Unterstützung des langjährigen Amtskollegen zu realisieren hat. Das Leben des sich selbst zunehmend historisch werdenden Goethe – er arbeitet an den autobiographischen "Tag- und Jahres-Heften", an der "Campagne in Frankreich 1792" sowie der "Belagerung von Maynz", veröffentlicht u. a. die 1784 verfasste Studie zum Zwischenkieferknochen in seiner Schriftenreihe "Zur Naturwissenschaft überhaupt, besonders zur Morphologie" und empfängt den Besuch von Georg Kestner, einem Sohn seiner Jugendliebe Charlotte Buff - spielt sich in diesen Jahren in Weimar, Jena und in Karlsbad ab. Die Ermordung August von Kotzebues 1819 registriert das Tagebuch als auch in seinen Konsequenzen brisantes Ereignis. Am Ort der in Folge dieser Tat getroffenen Karlsbader Beschlüsse pflegt Goethe Umgang mit dem Fürsten Metternich. 1820 lernt er dort, selbst intensiv mit geologischen, mineralogischen und meteorologischen Studien beschäftigt, den Mineraliensammler Joseph Sebastian Grüner kennen, mit dem er bis 1832 in Kontakt stand. Den Verflechtungen und Filigranstrukturen der auf vielfältige Weise ineinander verwobenen, kommunikativen Lebens-, Denk- und Arbeitsprozesse, von denen auch Goethes Korrespondenzen und Gespräche Zeugnis ablegen, versuchen die Herausgeber in dem auf Basis oft noch nicht erschlossener (archivalischer) Quellen erarbeiteten und durch ein komplexes Verweissystem zum ersten Mal umfänglich erschließenden Kommentar sowie den ausführlichen Registern gerecht zu werden.