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Der Ursprung akustischer Halluzinationen und wie sie unser Erinnerungsvermögen beeinflussen

Antragstellerin Dr. Franziska Knolle
Fachliche Zuordnung Kognitive und systemische Humanneurowissenschaften
Biologische Psychologie und Kognitive Neurowissenschaften
Förderung Förderung seit 2024
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 530371040
 
Haben Sie schon einmal Ihren Namen gehört und dann festgestellt, dass niemand da war, der ihn hätte sagen können? Dieses Phänomen erleben die meisten Menschen irgendwann in ihrem Leben, aber für manche ist es ein wiederkehrendes Ereignis: Sie haben Sinneswahrnehmungen, die in ihrem Gehirn ohne externe Stimulation erzeugt werden. Diese so genannten auditorischen Halluzinationen stehen häufig in Zusammenhang mit psychiatrischen oder neurologischen Störungen, wie Schizophrenie oder Demenz, oder mit Medikamenten/Drogenkonsum. Bemerkenswert ist, dass auditive Halluzinationen bei ca. 13% der allgemeinen Bevölkerung auch unabhängig von Krankheit oder Medikamenten/Drogenkonsum auftreten. Erstaunlich wenig ist über die Ursachen dieser nicht-klinischen Halluzinationen bekannt. In diesem Projekt untersuchen wir, ob Halluzinationen ein Nebenprodukt der Art und Weise sind, wie unser Gehirn eingehende Informationen verarbeitet und sich an diese erinnert. Allgemein scheinen wir uns besser an Ereignisse zu erinnern, die ungewöhnlich oder anders sind. Wenn wir z.B. den Schauspieler Tom Hanks im Supermarkt an der Ecke treffen, werden wir uns sicherlich lange an dieses Erlebnis erinnern. Während wir alle anderen Male, die wir in diesem Geschäft waren, längst vergessen haben. Dieser Effekt wird durch den Vergleich zwischen dem, was wir erwarten, und dem, was tatsächlich passiert ist, ausgelöst - dem Vorhersagefehler. Eine Theorie, die dieses Phänomen erklärt, ist Predictive Coding. Sie geht davon aus, dass wir ständig Vorhersagen generieren, diese mit der Umwelt abgleichen und sie aktualisieren, wenn sie falsch sind, d.h. wenn ein Vorhersagefehler auftritt. Wichtig ist, dass uns Vorhersagen ermöglichen, fehlende Informationen bei Bedarf zu ergänzen. So sind wir z.B. meistens in der Lage, etwas Gesagtes zu verstehen, auch wenn ein lautes Geräusch einen Teil des Gesprächs übertönt. In diesem Projekt untersuchen wir, ob ein Ungleichgewicht im Predictive Coding zu auditorischen Halluzinationen bei gesunden Personen mit erhöhten schizotypen Eigenschaften führt, die sich zu sehr auf intern generierte Vorhersagen verlassen und sich dadurch anders an Ereignisse erinnern. Dies könnte wiederum die Illusion einer Sinneswahrnehmung und den Ursprung einer Halluzination bedingen. Wir werden diese Hypothese in zwei Arbeitspaketen testen, die jeweils aus einer größeren Online-Studie und einer fokussierten EEG-Studie bestehen, um sowohl die behavioralen als auch neuronalen Substrate/Korrelate des Effekts/dieses Mechanismus zu ermitteln. Die Studien kombinieren ein innovatives prädiktives Sprachparadigma mit drei Aufgaben zum verbalen episodischen Gedächtnis (i.e. Recall, Recognition, Item Memory). Das Ziel dieses Projektes ist es, zu erklären, was Halluzinationen in nicht-klinischen Populationen auslöst und wie sie Gedächtnisfunktionen in alltäglichen Situationen beeinflussen können. Damit hat dieses Projekt großes Potenzial zum Erkenntnistransfer auf klinische Populationen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Großbritannien
Kooperationspartnerin Dr. Andrea Greve
 
 

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