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Die chinesische Minderheit im Süden Vietnams (Hoa) als ein Paradigma der nationalistischen und kommunistischen Nationalitätenpolitik

Fachliche Zuordnung Asienbezogene Wissenschaften
Förderung Förderung von 2001 bis 2002
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5299059
 
Nationalitätenpolitik im engeren Sinne des Begriffs ist das gesamte Instrumentarium eines Staates zur Regelung seiner inneren ethnischen und nationalen Probleme, ein Interaktionsprozeß zwischen dem Staat und seinen Nationalitäten, zwischen verschiedenen Nationalitäten bzw. zwischen Staaten. Die Länder Südostasiens verstehen Nationalitätenpolitik vor allem als "Management" zum Schutz der territorialen und nationalen Einheit des Staates vor Separationsbewegungen einerseits und der Bewahrung vor Nationalitätenkonflikten andererseits. Dabei dominieren der "informelle" Charakter und das Vermeiden oder die Abmilderung radikaler Maßnahmen. Die Wurzeln dieser Politik reichen zumeist weit in die Geschichte zurück. Ausgangsfrage der Arbeit war daher, ob es traditionelle Strategien des "ethnic management" in Vietnam im Verhältnis zwischen den Viet und den Hoa gab, worin sie bestanden sowie ob und wieweit die Kolonialherrschaft und die nachfolgenden unabhängigen vietnamesischen Administrationen Kontinuität oder Wandel bewirkten.Im 1. Kapitel wurden die ökonomische Rolle der Hoa sowie die Gemeinsamkeiten und Unterschiede zwischen Südvietnam (Cochinchina), Nordvietnam (Tongking)und anderen Ländern Südostasiens in alter (vorkolonialer) Zeit verglichen. Die französische Kolonialadministration mußte diese Ausgangslage anerkennen. Die Chinesen zwangen die Franzosen, ihre Wirtschaftspolitik den Realitäten der südost- und ostasiatischen Wirtschaftsbeziehungen anzupassen. Die neue chinesische Massenimmigration verzögerte aber natürliche Integrations- und Assimilierungsprozesse. Die "doppelte Privilegierung" der Chinesen wurde auf Drängen Nationalchinas durch die Rechte von Staatsbürgern einer meistbegünstigten Nation erweitert. In der Praxis unterschieden die kolonialen Administrationen jedoch zwischen vertraglich bewußt unpräzise formulierten exzessiven Rechten und einer pragmatischen Innenpolitik. Im Verhältnis zwischen Französisch-Indochina und China bzw. zwischen den Franzosen und den Hoa in Indochina dominierten "asiatische" Methoden des Managements, der Akkomodierung und der Manipulierung von Nationalitätenbeziehungen gegenüber der buchstabengetreuen Anwendung rechtlicher Grundsätze und Vorschriften.Ähnliches wurde in den Kapiteln 3 bis 5 nachgewiesen. Sie behandeln die Perioden von 1945 bis 1992. Die französische Kolonialmacht, chinesische bzw. vietnamesische Regierungen und politische Parteien versuchten Einfluß auf die chinesische Gemeinschaft zu nehmen oder den Einfluß ihrer politischen Gegner zu bekämpfen. Die Hoa hatten jedoch eigene Interessen und entwickelten Gegenstrategien. Die praktische Nationalitätenpolitik, nicht nur gegenüber den Hoa, durch alle Kriegsparteien des I. und II. Indochinakrieges, sowie überhaupt die Innen- und Außenpolitik der alten vietnamesischen Reiche, Französisch-Indochinas bzw. der postkolonialen Administrationen wurden und werden, gerade auch in Zeiten der Probleme und Konflikte, durch konstante geopolitische Faktoren eher determiniert als durch politisch-ideologische Leitbilder.
DFG-Verfahren Publikationsbeihilfen
 
 

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