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Sinnlichkeit und Vernunft in der mittelalterlichen Musiktheorie. Strategien der Konsonanzwertung und der Gegenstand der musica sonora um 1300

Subject Area Musicology
Term from 2000 to 2001
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5277290
 
Jegliche Form theoretischer Auseinandersetzung mit Musik muß sich mit dem Problem befassen, wie sinnliche Erfahrung intellektuell konzeptualisiert wird. Die vorliegende Studie untersucht dieses Problem am Beispiel mittelalterlicher Musiktheorie aus dem Umfeld der Pariser Universität um 1300. Ausgangspunkt ist die Unterscheidung von Wertungsstrategien, die der Hierarchisierung der Konsonanzen zugrunde liegen. Methodisch war dabei zu berücksichtigen, daß die mittelalterliche musica theorica als eine mathematische Wissenschaft, also als philosophische Disziplin galt. Die Geschichte der Philosophie und Wissenschaften mußte mit berücksichtigt werden. Die Konsonanz ist im Mittelalter ein grundsätzlich anderer Gegenstand als in der Neuzeit; mathematische Verfahren dienen nicht der Erklärung eines natürlichen Phänomens, sondern stellen selbst den Gegenstand dar. Von den wissenschaftsmethodisch bedingten rationalen Argumentationsverfahren der musica theorica lassen sich Verfahren praktischer Musikwertung unterscheiden, die dem sinnlichen Urteil in expliziter Analogie zur Rhetorik großen Spielraum gewähren. Abschließend wird nach dem ideengeschichtlichen Sinn der musica theorica gefragt, der in der Harmonisierung von Ich und Welt zu liegen scheint. Mittelalterliche Intellektuelle suchen in dem Konzept der Harmonie des Kosmos nach Weltgewissheit; die musica theorica ist ein auf der Grundlage von boethianischem Material und aristotelischer Form dafür konstruiertes Modell.
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