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Komplexe Wörter im Kontext

Fachliche Zuordnung Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 527671319
 
Das Discriminative Lexicon Model implementiert eine computergestützte Theorie des mentalen Lexikons. Diese Theorie wurde für alleinstehende Wörter entwickelt, ohne dass ihr Kontext berücksichtigt wird. Wie Wörter jedoch gesprochen werden und was sie bedeuten, hängt von dem Kontext ab, in dem sie verwendet werden. So kann das englische Wort "cut" beispielsweise Handlungen bezeichnen, die mit Kettensägen, Messern oder Scheren ausgeführt werden, wofür das Niederländische und das Mandarin drei verschiedene Verben verwenden. Das englische "cut" weist darüberhinaus eine breite Palette anderer Bedeutungen auf, die von Ableitungen (cutter, eine Art Schiff) über Zusammensetzungen (cutworm, eine Mottenlarve) und lexikalisierte Ausdrücke (cut across) bis hin zu Idiomen (to cut classes) reichen. Unser lexikalisches Wissen besteht nicht nur aus einfachen und komplexen Wörtern, sondern aus Zehntausenden von Mehrwortausdrücken. Außerdem kann das, was in einer Sprache mit einem einzigen morphologisch komplexen Wort ausgedrückt wird, in anderen Sprachen eine Phrase erfordern. Im Mittelpunkt des vorliegenden Projektvorschlags steht die Hypothese, dass die Bedeutungen kleiner Äußerungen als Punkte in einem hochdimensionalen lexikalischen/syntaktischen/pragmatischen Raum dargestellt werden können. Ein solcher Raum, der distributive Semantik mit Morphologie und einfacher Syntax integriert, erfordert die Entwicklung von Algorithmen für die Konzeptualisierung nicht nur von Flexionsmerkmalen wie Numerus oder Tempus, sondern auch von syntaktischen Rollen wie Agens und Patiens und von pragmatischen Funktionen wie Ehrenbezeichnungen (wie sie im Koreanischen und Japanischen vorkommen). Entscheidend ist, dass die Algorithmen so aufgebaut sind, dass Entitäten mit unterschiedlichen syntaktischen oder pragmatischen Funktionen richtig unterschieden werden, während lexikalische Ähnlichkeiten erhalten bleiben. Die Ausweitung des DLM von isolierten Wörtern auf Wörter im Kontext stellt nicht nur eine Herausforderung für die Art und Weise dar, wie Form und lexikalische Bedeutung innerhalb der DLM Formalisierung der gebrauchsbasierten Morphologie dargestellt werden sollen, sondern befasst sich auch mit grundlegenden Fragen der linguistischen Theorie über die Beziehung zwischen Form und Bedeutung. Das erweiterte Modell, das das Hauptziel dieses Projekts ist, wird auf eine Vielzahl von Phänomenen angewandt werden, die derzeit außerhalb der Reichweite des wortbasierten DLM liegen, wie z.B. Liaison, externes Sandhi, Periphrase in morphologischen Paradigmen, zusammengesetzte Interpretation, die Interpretation der Kasusflexion, feste Phrasen und Idiome, die Kontextabhängigkeit der lexikalischen Bedeutung und die Morphologie von Ehrenbezeichnungen. Da das DLM die Distributionssemantik in die morphologische Theorie einbezieht, ist es möglich, im Detail zu untersuchen, wie subtile Bedeutungsunterschiede die Sprachproduktion und das Hörverstehen beeinflussen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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