Verhaltensphysiologische Anpassungen madagassischer Lemuren an unterschiedliche Lebensräume
Final Report Abstract
Madagaskars Wälder sind in hohem Maße durch Brandrodung und Abholzung gefährdet, deren Folgen den Fortbestand betroffener Lebensgemeinschaften bedrohen können. Im Rahmen meines Forschungsprojektes wurden die Auswirkungen von Degradation und Fragmentation madagassischer Küstenregenwälder aus den grauen Mausmaki (Microcebus murinus) untersucht. Im Speziellen wurde die thermoregulatorische Charakteristika und ihre Plastizität von M. murinus unter unterschiedlichen klimatischen Bedingungen in fragmentierten Wäldern unterschiedlicher Degradationsstufen in Madagaskar bestimmt. Des weiteren überprüfte ich, welche Auswirkungen verfolgte Verhaltensstrategien und deren energetische Konsequenzen auf Populationsdynamik der Tiere haben. Stoffwechselphysiologische Untersuchungen wurden mit Hilfe der Methode des "Schweren Wassers" (D2-18O) sowie der kontinuierlichen Erfassung der Körpertemperatur dokumentiert. Parallel dazu wurden ökologische Langzeituntersuchungen (Fang/Wiederfang) durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchungen zeigten, dass die morphometrischen Parameter keine hinreichende Hinweise auf Auswirkungen von Degradation und Fragmentation auf die körperliche Konstitution von M. murinus erbringen konnten. Lediglich die Weibchen aus Fragment M5 waren im Mittel leichter und wiesen weniger Fetteinlagerungen auf als die Tiere aus den anderen Fragmenten. Ebenso war auch in Überlebensraten und Geschlechterverhältnissen keine eindeutige Kategorisierung der Ergebnisse nach Fragmentgröße und Degradationsgrad möglich. Besonders alarmierend ist der signifikante Rückgang des Fangerfolges für alle Fragmente und der totale Zusammenbruch der Population in Fragment M5. Allgemein kann man davon ausgehen, dass kleine Waldfragmente stärker unter äußeren Einflüssen und Randeffekten leiden als große Fragmente. Um die Überlebenschancen von Populationen in Waldfragmenten zu erhöhen müssen Korridore geschafft werden, welche die Habitatqualität verbessern, Randeffekte vermindern und Immigration ermöglichen. Die Ergebnisse des „Schweren Wassers" und der Messungen der Körpertemperaturen zeigten, dass M. murinus Torpor und auch über mehrere Wochen anhaltenden Winterschlaf halten. Diese hier vorliegenden Befunde sind die ersten physiologischen Beweise, dass M. murinus neben täglichen Torporphasen auch tatsächlich mehrwöchigen Winterschlaf halten kann. Dabei hatte unter den im natürlichen Habitat herrschenden klimatischen Bedingungen lediglich das Untersuchungsjahr einen Einfluss auf die Gesamtstoffwechselrate (DEE), wobei die mittlere Stoffwechselrate im Jahr 2003 um den Faktor vier über dem Wert von Jahr 2001 lag. Weder der Grad der Degradierung, noch der thermoregulatorische Zustand hatten dagegen einen Einfluss auf die Stoffwechselrate der Mausmakis. Ebenso wurden die Wasserumsatzraten der Tiere weder vom Grad der Degradierung noch vom thermoregulatorischen Zustand beeinflusst. Diese Ergebnisse zeigen, wie heterogen Verhaltensstrategien und Energiehaushalt von M. murinus sind und machen wiederholt deutlich, dass innerhalb der Mausmakis Torpor und Winterschlaf unterschiedlich eingesetzt werden und vermutlich mehr als eine evolutionsrelevante Funktion haben.
Publications
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