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Erdwerke und Siedlungen der jungneolithischen Michelsberger Kultur in Mainfranken – archäologisch-naturwissenschaftliche Analysen zu Datierung, Siedlungsablauf und Funktion
Antragsteller
Dr. Nils Ostermeier
Fachliche Zuordnung
Ur- und Frühgeschichte (weltweit)
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 524743671
Innerhalb des süddeutschen Raumes waren aus Bayern bisher keine Michelsberger Erdwerke in Tallagen bekannt; die östlichsten Vertreter waren im Neckarraum bei Heilbronn bis zum Untermaingebiet zu verzeichnen. Durch die Feldforschungen des Lehrstuhls für Vor- und Frühgeschichtliche Archäologie der Universität Würzburg konnte im Jahr 2020 mit der Anlage von Bütthard-Gaurettersheim erstmals ein Erdwerk der Michelsberger Kultur im Flachland auf bayerischem Boden nachgewiesen und durch Prospektionen untersucht werden. In der Folge wurden bei Bütthard-Oesfeld ein weiteres gesichertes Erdwerk und bei Ochsenfurt-Hopferstadt eine Siedlung sowie bei Kitzingen-Repperndorf und Ochsenfurt-Darstadt/Goßmannsdorf zwei mutmaßliche Siedlungsplätze mit Erdwerk der Michelsberger Kultur durch zerstörungsfreie bis minimalinvasive Prospektionsmethoden teilerschlossen. Hierbei kommt ein speziell entwickeltes Prospektions-Design zur Anwendung, das eine Abfolge von Magnetometrie, Luftbildarchäologie, Bodenwiderstandsmessung, Bodenradar sowie archäologischen Bohrungen mit dem Edelmann-Bohrsystem unter Zuhilfenahme von Archäobotanik, Phosphatanalysen und Radiokarbondatierungen umfasst. Die Gesamtverbreitung der Erdwerke der Michelsberger Kultur ist anhand der neuesten Erkenntnisse auf das Gebiet Mainfrankens auszuweiten. Mit den Fördermitteln werden archäobotanische Analysen an Bodenproben aus Edelmann-Bohrkernen durchgeführt. Neben archäobotanischen Fragestellungen verfolgen die Untersuchungen insbesondere das Ziel der Gewinnung naturwissenschaftlich datierbaren Materials in Form von kurzlebigen Makroresten für eine solide Datenbasis auf Grundlage einer Reihe aus insgesamt 40 14C-Datierungen. Für die Gewinnung weiterer Informationen bezüglich Nutzung und Funktion der Erdwerke werden Phosphatanalysen an Bodenproben aus Bohrkernen durchgeführt. Das gut erhaltene Knochenmaterial aus der Siedlung von Hopferstadt und dem Erdwerk von Repperndorf wird osteologisch untersucht. Mithilfe der naturwissenschaftlichen Analysen werden die vom Würzburger Lehrstuhl in Eigenleistung begonnenen Forschungen an den mainfränkischen Erdwerken und Siedlungsplätzen fortgeführt und zu einem ersten Abschluss gebracht. Im Fokus stehen dabei Fragen zu Datierung, Siedlungsablauf und Funktion. Das Projekt bietet darüber hinaus eine Ausgangsbasis für künftige weiterreichende Untersuchungen zur Michelsberger Kultur im Mittelmaingebiet. Bei dem für die Feldforschungen verwendeten Prospektions-Design ist keine der verwendeten Methoden neu – ihre Kombination aber hat sich bei der Erschließung von Erdwerken als siedlungsgeschichtliche Quelle als außerordentlich effektiv erwiesen. Neben dem inhaltlichen Wissenszuwachs über das Jungneolithikum beinhaltet das Projekt daher auch die Etablierung dieses Prospektionsverfahrens in der Erdwerksforschung des Neolithikums.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen