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Sprachübergreifende Experimente zu Fragmenten
Antragsteller
Professor James Griffiths, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Allgemeine und Vergleichende Sprachwissenschaft, Experimentelle Linguistik, Typologie, Außereuropäische Sprachen
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 522896622
Sprachliche Fragmente, wie die Antwort ‚Ich glaube er selbst‘ auf die Frage ‚Wer hat Hans rasiert?‘, sind scheinbar nicht-satzwertige Äußerungen mit einer dennoch vollwertigen Satzbedeutung. Da diese Bedeutung nur durch Bezug zu einer salienten Information im Diskurskontext gewonnen werden kann, sind Fragmente kontextabhängige Ausdrücke. Bekanntlich unterliegen Fragmente sehr strengen Lizenzbedingungen, d.h. Einschränkungen für ihre passende Verwendung. Die Forschung zu Fragmenten befasst sich vorwiegend damit, festzustellen, welche Lizenzbedingungen diskursiv/pragmatisch und welche grammatisch (d.h. morphosyntaktisch und kompositorisch-semantisch) sind. Die korrekte Mischung aus pragmatischen und grammatischen Einschränkungen für Fragmente festzustellen ist äußert wertvoll, denn sie gewährt Linguisten einzigartige Einsichten in die fundamentale Natur von Diskurs und Grammatik und die Interaktion dieser Systeme. In den 2000er und 2010er Jahren herrschte die Ansicht vor, dass die auffälligsten formalen Einschränkungen für Fragmente (z.B. ob diese P-omission zulassen, Inselsensitivität aufweisen und dem Major Constituent Constraint gehorchen) grammatischer Natur sind. In den letzten Jahren haben Korpus- und experimentelle Urteilsstudien gezeigt, dass die empirischen Grundlagen der vorherrschenden Ansicht – aus informellen Datenerhebungsmethoden – idealisiert sind, und dass das wahre empirische Bild komplizierter ist. Meine neue Interpretation dieser Ergebnisse ist, dass die Kernaussage dieser Ansicht, dass die obengenannten Einschränkungen grammatisch sind, teilweise korrekt war, aber dass die Grammatik indirekt Einfluss ausübt, indem sie die Diskurskontexte, aus denen ein Fragment seine Bedeutung erhalten kann, einschränkt. Diese Interpretation ist der Kern des Syntactic Question Approach (SQA), eine neue formale Fragmenttheorie, die ich 2019 in einem Artikel skizziert habe. Seitdem haben meine Mitarbeiter und ich die neuen Aussagen des SQA über detaillierte sprachübergreifende Forschung getestet. Das aktuelle Projekt wird dieses Bestreben weiterführen. Konkret wird das Projekt 26 formal orientierte Experimente zu Akzeptanzurteilen mit englischen, deutschen und türkischen Muttersprachlern durchführen (je ~9 Experimente). Die SQA sagt konkrete Varianzmuster in Akzeptanzurteilen voraus, wenn die folgenden Variablen (neben anderen) moduliert sind: (i) der Satztyp des Antezedens des Fragments, (ii) ob das Fragment P-omission aufweist, (iii) ob die Sprache P-stranding zulässt, (ENG=ja, DEU/TÜR=nein), (iv) ob das Korrelat des Fragments im Antezedens inselgebunden ist, (v) ob die Sprache wh-questions mit wh-fronting bildet (ENG/DEU=ja, TÜR=nein), und (vi) ob das Fragment einen präsentativen oder kontrastiven Fokus trägt. Unsere Experimente werden diese (und andere) Variablen in ausgewogenen und kontrolliert web-gehosteten Experimenten testen, deren Teilnehmende möglichst durch Crowdsourcing gewonnen werden.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen