Project Details
Wiedereingliederung von NS-Staatsbediensteten und NS-Belasteten in die Verwaltungsapparate der frühen Bundesrepublik und der SBZ/DDR
Applicant
Professor Dr. Lutz Niethammer
Subject Area
Modern and Contemporary History
Term
from 1999 to 2002
Project identifier
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5225698
Mit diesem Forschungsprojekt soll ein nur bruchstückhaft bekanntes Kapitel der Folge- und Verarbeitungsgeschichte des Dritten Reiches in der frühen SBZ/DDR und Bundesrepublik erstmals und im deutsch-deutschen Vergleich erforscht werden: Mit der Erlangung weiterreichender Souveränität durch die Bildung der beiden deutschen Staaten, die machtpolitisch jedoch keine vollständige Ablösung der Besatzungsdiktaturen nach sich zog, standen beide vor der Aufgabe, die ehemaligen NS-"Volksgenossen" in loyale Bürgerschaften der jeweiligen Nachkriegsordnungen zu verwandeln. Dies geschah angesichts der Anstrengungen zum Wiederaufbau und der innerdeutschen Systemkonkurrenz im Kalten Krieg in einem jeweils spezifischen Mischungsverhältnis von Werbung und Zwang. Für den Aufbau des Staatsapparates kam als gemeinsames Erbe das deutsche System des Berufsbeamtentums hinzu. Das ließ einmal in Ost und West einen weitgehenden Personalaustausch bei Regierungs- oder Systemwechseln ohne größere Effizienzverluste kaum zu, da kein qualifiziertes Ersatzpersonal bereitstand. Andererseits boten sich aber auch den Bürokraten jenseits des Staatsdienstes kaum adäquate Beschäftigungsalternativen, was zusammen mit dem Schock des Amtsverlustes durch die Entnazifizierung und damit einhergehender wirtschaftlicher Not einen starken Anpassungsdruck ausüben mußte. Dieses Bedingungsgefüge läßt für die Reintegrationsphase, bei allen Unterschieden zwischen kommunistischer Kaderpolitik und rechtsstaatlich-demokratisch geprägter Personalrekrutierung, eine zunehmende Tolerierung von NS-Belastungen seitens der Dienstherren vermuten, bei wachsender Loyalität der wiedereingestellten NS-Staatsbediensteten und Pg's gegenüber dem jeweiligen Nachkriegssystem.
DFG Programme
Research Grants