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Mission als Labor: Versuche der Überwindung konkurrierender Weltdeutungen in japanischen Übersetzungen der frühen Jesuitenmission
Antragstellerin
Privatdozentin Dr. Katja Triplett
Fachliche Zuordnung
Religionswissenschaft und Judaistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520963481
Das geplante Vorhaben hat zum Ziel, anhand von japanischen Übersetzungen aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert zu erforschen, wie Jesuiten und japanische Konvertierte mit konkurrierenden Weltdeutungen umgingen in dem Bestreben, eine möglichst einheitliche und harmonische neue Wissens- und Werteordnung für ein katholisches Japan zu schaffen. Da die Jesuitenmissionare einen exklusivistischen Ansatz bei der Überwindung konkurrierender Weltdeutungen verfolgten, mussten sie ein Vokabular gestalten, das die katholischen Konzeptionen von Welt, Mensch und Erlösung in Abgrenzung zu buddhistischen Konzeptionen zu vermitteln und das letztlich zum Handeln anzuleiten vermochte. Die epistemische Konkurrenz zum japanischen Buddhismus bestand besonders im Bereich der Körperkonzeptionen, die im Katholizismus neben normativen und kognitiven Vorstellungen vom Körper auch Körperpraktiken wie Taufe, Selbstgeißelung und Sterbesakramente einbezogen. Einem religionsästhetischen Ansatz folgend untersucht das Projekt daher anhand von Körperkonzeptionen und den damit verbundenen Praktiken die jesuitischen Versuche, konkurrierende Weltdeutungen in Japan zu überwinden. Das Projekt beleuchtet diese Körperpraktiken, weil die Akzeptanz des Christentums in weiten Teilen der Bevölkerung Japans von der kulturellen Übersetzung konkreter Handlungen abhängig war, die im Einklang mit den doktrinären Vorgaben in den Texten und Predigten zu stehen hatten. Im Zentrum steht dabei die japanische Übersetzung von drei in den Jahren 1593–1595 eigens für die Japanmission angefertigten lateinsprachigen Kompendien. Sie umfassen das auf dem Tridentinischen Konzil ratifizierte Wissen in seiner Gesamtheit: Kompendien über Philosophie (Aristoteles’ De Anima), Religion (Compendium catholicae veritatis [Kompendium über die katholische Wahrheit]) und Kosmologie (De Sphaera). Besonders die katholischen Traktate hatten in Japan auch die Aufgabe, auf die Religion bezogene Körperpraktiken zu vermitteln. Insgesamt sind in der Übersetzung Weltdeutungen aus drei Traditionen enthalten: antike griechische, post-tridentisch katholische und japanisch-buddhistische. Das Vorhaben trägt auch dazu bei, das 2019 wiederaufgefundene Wolfenbütteler Manuskript der japanischen Übersetzung, das im Gegensatz zu dem bisher bekannten Manuskript (Magdalen College, University of Oxford) alle drei Teile enthält, inhaltlich zu erforschen. In Abkehr von einer eurozentrischen Sichtweise untersucht das Projekt die globalen Verflechtungen und Zusammenhänge bei der experimentellen sprachlichen und kulturellen Übersetzung katholischer Körperkonzeptionen und die bei der Übersetzung vorgenommenen Auseinandersetzungen mit den konkurrierenden Weltdeutungen in der Frühen Neuzeit in Japan. Damit leistet das Projekt einen neuen Beitrag zur Forschung über die Bildung vergleichender Konzepte aus einer Phase des regen Austauschs und der Begegnungen in Asien.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen