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Der Einfluss des mütterlichen Geruchs auf die Gesichtsverarbeitung im Laufe des ersten Lebensjahres
Antragstellerin
Professorin Dr. Sarah Jessen
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 520190797
Von Geburt an reagieren Säuglinge auf ihre soziale Umwelt – eine grundlegende Basis gesunder sozialer Entwicklung und eine Fähigkeit, die im Laufe des ersten Lebensjahres rapide weiterentwickelt und verfeinert wird. Während die Rolle von Gesichts- und Stimmwahrnehmung für diesen Prozess vielfach untersucht wurde, wurden andere Sinnesmodalitäten lange vernachlässigt. Dabei ist aus Forschung in anderen Spezies lange bekannt, dass insbesondere der Geruch eine herausragende Rolle in der frühen sozialen Kommunikation spielt. Erst in den letzten zehn Jahren wurden erste Versuche unternommen, den Einfluss von sozialem Geruch auf die soziokognitive Verarbeitung im Säuglingsalter zu untersuchen. Diese Studien liefern erste Hinweise darauf, dass der mütterliche Geruch die kindliche Reaktion auf Gesichter allgemein sowie die Verarbeitung von Gesichtsidentität und emotionalen Gesichtsausdrücken beeinflusst. Gleichzeitig werfen sie zahlreiche neue Fragen auf, insbesondere in Bezug auf einen potenziell variablen Einfluss im Verlauf der sozialen Entwicklung sowie die zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen. Ziel dieses Projekts ist es daher, den Einfluss des mütterlichen Geruchs auf die Verarbeitung von Gesichtern im Verlauf des ersten Lebensjahres systematisch zu untersuchen. In vier Studien werden dazu folgende Fragen adressiert: (1) Wie verändert sich der Einfluss des mütterlichen Geruchs auf die sozioemotionale Verarbeitung zwischen 4 und 12 Monaten? (2) In welchem Zusammenhang stehen neurale, periphärphysiologische und verhaltensbezogene Reaktionen auf den Geruch der Mutter? (3) Sind die beobachteten Effekte spezifisch für den mütterlichen Geruch, oder können sie auch durch einen anderen Geruch (bspw. den des Vaters) oder andere Signale mütterlicher Anwesenheit (bspw. Berührung) ausgelöst werden? Primär werden dazu Reaktionen im Elektroenzephalogramm (EEG) untersucht, ergänzt durch Messung von Blickbewegungen, Pupillendilatation, Hautleitwiderstand sowie Cortisolspiegel. Die Beantwortung dieser Fragen wird nicht nur eine entscheidende Lücke in unserem Verständnis der frühen sozialen Entwicklung schließen. Sie wird auch Auswirkungen auf künftige klinische Ansätze haben, einschließlich Interventionen für Kinder mit einem Risiko für die Entwicklung von Autismus-Spektrum-Störungen und die Eltern-Kind-Interaktion in Familien, die von postpartalen Depressionen betroffen sind.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen