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Soknopaiu Nesos nach den demotischen Quellen römischer Zeit

Fachliche Zuordnung Ägyptische und Vorderasiatische Altertumswissenschaften
Förderung Förderung von 2000 bis 2010
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 5182694
 
Erstellungsjahr 2010

Zusammenfassung der Projektergebnisse

Der Ort Soknopaiu Nesos am Nordufer des Fajum-Sees ist dadurch vor allen anderen Orten Ägyptens ausgezeichnet, daß dort eine sehr große Zahl griechischer Papyri und zugleich sehr viele demotische Papyri gefunden worden sind. Die griechischen Papyri wurden seit dem 19. Jahrhundert systematisch publiziert. Das Heidelberger Gesamtverzeichnis listet zur Zeit 1150 publizierte griechische Texte aus Soknopaiu Nesos auf Sehr viele Arbeiten über das ptolemäische und römische Ägypten schöpfen aus dieser Quelle und zeichnen in vielen Fällen ein einseitiges Bild, weil die demotischen Quellen aus dem gleichen Ort bisher kaum berücksichtigt werden kormten. Als der Projektleiter im Jahre 1968 die Arbeit an Urkunden aus diesem Ort aufnahm, war kaum mehr als eine Handvoll demotischer Papyms Urkunden in zuverlässiger Weise publiziert. Aiißerdem waren 1965 sechs Ostraka ediert worden, wobei der Herausgeber die Herkunft aus Soknopaiu Nesos nicht erkannte und folglich vieles falsch entzifferte. Die eklatante Vemachlässigung der demotischen Quellen aus Soknopaiu Nesos hat ihren Grund in der Spätdemotischen Schrift, die zunächst schwer zu lesen ist, wenn man nur an mi tte Idemoti sche Handschriften gewöhnt ist, mit denen der akademische Unterricht gewöhnlich beginnt. Bei meiner eigenen Einarbeitung bin auch ich ein paarmal in die Fallen dieser Schrift gestolpert. So habe ich beispielsweise ein spätdemotisches Zeichen, das wie ein mitteldemotisches n aussieht, auch so gelesen und erst später gemerkt, daß es die spätdemotische Schreibung für das Hausdeterminativ ist. Weiter wartet die spätdemotische Schrift häufig mit unetymologischen Schreibungen auf. So konnte ich beispielsweise mit den Namen Hy-sj-trw und Rj-pyi^n (übersetzbar als „Mund des Unsrigen") gar nichts anfangen. Erst im Rahmen des Projekts stellte sich heraus, daß mit diesen abenteuerlichen Schreibungen die griechischen Namen Isidora und Lampon gemeint sind. Das Hauptverdienst unserer Arbeit ist daher die Edition (überwiegend Erstedition) von bisher rund 340 Texten, damnter 110 teils recht umfänglichen Papyri, mit Entzifferung, Übersetzung und Kommentierung. In vielen Fällen, besonders im 3. Band, sind die Texte zweisprachig (demotisch und griechisch), für die besonders Frau Schentuleit zuständig war, weil sie auch griechische Papyrologie studiert hat. In etlichen Fällen konnten wir getrennt inventarisierte Papymsfragmente zusammensetzen, die sich teilweise in unterschiedlichen Sammlungen befinden. Die formale, sprachliche und inhaltliche Auswertung der innerhalb des Projekts publizierten Texte haben die Autorinnen ebenfalls durchgeführt. Dabei wurden z.B. die Funktion der Quittungen innerhalb der Tempelwirtschaft geklärt, die Formeln der Kaufiirkunden zusammengestellt - eine willkommene Ergänzung meiner Dissertation, die diese Formeln aus ptolemäischer Zeit gesammelt hatte. Paläographische Besonderheiten woirden diskutiert sowie ausführlich die Eigentümlichkeiten der griechischen Sprache in den Papyri des 1. und 2. Jh. n. Chr. dargestellt. Die Notare der Urkunden wurden mit den Jahren ihrer Tätigkeit übersichtlich zusammengestellt. In einem Exkurs wurden Einzelheiten über die Lage der erwähnten Häuser innerhalb der Stadt erfaßt. Es besteht die Erwartung, daß sich einiges bei den neuen Ausgrabungen vor Ort wird verifizieren lassen, so daß schließlich eine Art „Stadtplan" erstellt werden kann. Besonderer Wert wurde aufdie Prosopographie gelegt. Über manche Personen haben wir so viele Informationen, daß sich über sie fast eine Biographie schreiben läßt, wie Frau Schentuleit in ihremAufsatz „Satabus aus Soknopaiu Nesos: Aus dem Leben eines Priesters am Beginn der römischen Kaiserzeit" (in: CdE 82, 2007, 101-125) gezeigt hat. Die Erfassung aller aus dem Ort bekannten Personen hat Frau Schentuleit zu einem eigenen Projekt gemacht. Diese von der Gerda Henkel Stiftung geforderte Prosopograhie ist unter der Intemet-Adresse zu benutzen und umfaßt zur Zeit mnd 4000 griechische und 3000 demotische Namen. Am Ende des Projekts stellt sich die Publikationslage wesentlich anders als vorher dar, da wir in drei Bänden der Reihe „Demotische Dokumente aus Dirne" 229 Ostraka und 110 Papyri mit Entziffemng, Übersetzung und Kommentar vorgelegt haben. Besonderer Wert kommt dabei den Tafeln zu, weil sie die Texte überwiegend im Format 1:1 abbilden und damit anderen die Möglichkeit bieten, sich in die Schrift und die Dokumente von Soknopaiu Nesos einzuarbeiten sowie unsere Entziffemngen zu kontrollieren.

 
 

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