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Nachlaß Viktor von Weizsäcker. Edition und Kommentar

Subject Area History of Science
Term from 1998 to 2010
Project identifier Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Project number 5143168
 
Final Report Year 2008

Final Report Abstract

Der Nachlaß des Arztes, neurologischen Forschers und Philosophen Viktor von Weizsäcker (1886-1957) befand sich bislang in unerschlossenem Zustand in privater Hand. Neben der wissenschaftlichen Verfügbarmachung (Systematik, Transkription, Dokumentation) und ausgewählten Edition der nachgelassenen Materialien, galt das Projekt auch dem näheren Verständnis des Zusammenhangs zwischen der Herausbildung des Weizsäckerschen Denkens und den geistig-politischen Zeitumständen. Weizsäckers Entwurf der Medizinischen Anthropologie als einer allgemeinen Lehre vom kranken Menschen impliziert eine Revision der Gmndbegriffe neuzeitlicher Naturwissenschaft. Die hiermit verbundene Frage nach dem wissenschaftlichen Status der Medizin steht sowohl im Kontext der anthropologischen Wende der Philosophie im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts als auch der sozialpolitischen Krise im Ausgang der Weimarer Republik. Ärztliches Handeln verbindet sich für Weizsäcker untrennbar mit philosophischen, theologischen, juristischen und politischen Erwägungen. Es ist diese spezifische Vielfalt und Fragmentarität die das Werk und den Nachlaß Weizsäckers prägen. Dennoch war es keine geringe Überraschung, als sich im Verlaufe des Projektes zeigte, daß Viktor von Weizsäcker wohl der Erste in Deutschland war, der den Philosophen Jean-Paul Sartre nicht nur entdeckte, sondem mit einer ausgewählten Übersetzung von „L'etre et le neant" bekannt machen wollte. Die geistesgeschichtlichen Hintergründe dieser „Entdeckung" und der besondere Umgang Weizsäckers mit Sartres Werk führten einerseits zu Abweichungen vom ursprünglichen Arbeitsplan des Projektes, wie sie andererseits die bislang kaum gesehene Aktualität des Weizsäckerschen Denkens für die gegenwärtige Grundlagendiskussion in den Lebenswissenschaften zeigen. Die bislang gebräuchliche Bezeichnung Weizsäckers als eines „Begründers der psychosomatischen Medizin" ist eher ein Mißverständnis, als daß sie einen Zugang zum Verstehen des Weizsäckerschen Denkens zu leisten vermöchte. Denn dieses galt - wie die Edition der nachgelassenen Schriften zeigen wird - weniger einer medizinischen Fachrichtung als vielmehr der kritischen Bestimmung der Grundlagen der Medizin.

 
 

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