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Die Philosophie der Bagdader-Schule

Fachliche Zuordnung Geschichte der Philosophie
Islamwissenschaft, Arabistik, Semitistik
Förderung Förderung seit 2023
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 512433974
 
Als ‚Bagdader Schule‘ bezeichnet man eine Gruppe von Philosophen, die im Bagdad des 9.–11. Jhr. n. Chr. (3.–5. Jhr. n. H.) gewirkt hat. Seit geraumer Zeit betrachtet die Forschung diesen Zeitraum als eine Phase fruchtbaren Austausches zwischen Gelehrten muslimischen und christlichen Glaubens, deren Zusammenarbeit der gemeinsamen Erforschung und Verbreitung antiker philosophischer und wissenschaftlicher Schriften diente, die – zum Teil als Ergebnis der Übersetzungstätigkeit ebenjener Schule – aus dem Griechischen in das Syrische und Arabische übertragen wurden. Ausgehend von Aristotelischen und Neuplatonischen Quelltexten war es die Überzeugung dieser religions- und konfessionsübergreifenden Gruppe von Denkern, dass die Philosophie einen neutralen Boden bietet, auf dem sich Christen, Juden und Muslime intellektuel begegnen können. So verwendeten Christen, die sich infolge der arabischen Eroberungen der wachsenden politischen Dominanz des Islam gegenübersahen, philosophische Argumente, um ihre Glaubensinhalte darzulegen und gegen Angriffe zu verteidigen. Die Geschichte der Bagdader Schule verdeutlicht daher einschlägig, wie es der Philosophie gelang die religiösen Grenzen der vormodernen Islamischen Welt zu überbrücken. Trotz ihrer beispiellosen Stellung, sowohl hinsichtlich der religionsübergreifenden Zusammenarbeit als auch bezüglich der philosophischen Originalität der aus ihr hervorgegangenen Schriften, gibt es noch keinen Ansatz, dieses Kollektiv an Denkern in Gänze einer systematischen Analyse zu unterziehen. Indem ihre Relevanz meist auf ihre Rolle als Wegbereiter des Griechisch-Arabischen Wissenstransfers reduziert wird, präsentiert die Forschung Anhänger der Bagdader Schule häufig als bloße Übersetzer und unkritische Kompilierer anstatt sie als unabhängige Forscher zu würdigen. Darüberhinaus wird die Geschichte der Bagdader Schule bisher größtenteils anhand bio- und bibliographischer Quellen rekonstruiert, statt die Werke einzelner Anhänger der Schule einer systematischen wie auch vergleichenden Analyse zu unterziehen. Um diesem Mangel der Forschungsliteratur zu begegnen, wird das hier vorgeschlagene kooperative Projekt eine umfassende und historisch kontextualisierte Studie der Bagdader Schule in Angriff nehmen. Besonderes Augenmerk wird dabei auf die von christlichen und muslimischen Denkern dieser Periode geteilten Prämissen und Argumente gelegt, ebenso wie auf die Frage durch welche philosophischen Standpunkte sie sich unterscheiden. Die Ergebnisse des Projektes werden u.a. aus einem themenübergreifenden Buch über die Baghader Schule und einem weiteren Band mit Übersetzungen der Werke der Schule bestehen.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

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