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Die Informationsordnung der Kommunistischen Partei in der frühen Volksrepublik China, 1949-1966
Antragsteller
Professor Daniel Leese, Ph.D.
Fachliche Zuordnung
Neuere und Neueste Geschichte (einschl. Europäische Geschichte der Neuzeit und Außereuropäische Geschichte)
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 509736107
Im Kontext der Gründung der Volksrepublik China im Jahr 1949 stand die Kommunistische Partei Chinas (KPCh) vor einem großen Dilemma. Die langfristige Kontrolle der eroberten Gebiete hing entscheidend von der Fähigkeit der Parteiorganisation ab, zuverlässige Informationen über lokale Entwicklungen zu erhalten. Da die neue Führung keinen freien Meinungsaustausch zuließ, sah sie sich mit einem massiven Informationsproblem konfrontiert: Wie lassen sich verlässliche Informationen gewinnen, wenn öffentliche Debatten massiv eingeschränkt sind und Loyalität mehr zählt als Kompetenz? Um dem Problem der Informationsverzerrung zu begegnen, entwickelte die KPCh einen zweigleisigen Ansatz. Neben öffentlichen Nachrichten, die primär der Mobilisierung dienten, richtete sie verschiedene Formen von Feedback-Mechanismen ein. Diese sollten der Parteiführung objektive Berichte über die Entwicklungen im In- und Ausland liefern. Im Laufe der Zeit entwickelte sich ein eigenes System für die kontrollierte Weitergabe von Informationen, eine "Informationsordnung". Dieses System blieb bis zum Ausbruch der Kulturrevolution im Jahr 1966 in Kraft. Die Grundstrukturen blieben jedoch auch in dieser turbulenten Periode erhalten und beeinflussen die Informationspolitik der KPCh bis in die Gegenwart. In diesem Projekt soll untersucht werden, wie und nach welchen Kriterien die Parteispitze vor der Kulturrevolution Informationen über innenpolitische und internationale Angelegenheiten sammelte. Während der Parteistaat in der Außenkommunikation Einheitlichkeit anstrebte, war die kontrollierte Zirkulation von Informationen innerhalb der weit verzweigten Bürokratie hochgradig divers. Das Projekt wird sich auf drei der wichtigsten Kanäle konzentrieren, über die Informationen die Staats- und Parteiführung erreichten: die Zentrale Propagandaabteilung, die KPCh-Kanzlei und die Zentrale der Nachrichtenagentur Xinhua. Diese Institutionen erstellten streng geheime interne Referenzbulletins, so genannte neican-Materialien für die Spitzenpolitiker des Landes. Die drei für dieses Projekt ausgewählten Bulletins: Xuanjiao dongtai, Qingkuang jianbao und Neibu cankao zählten zu den wichtigsten internen Informationsquellen in der frühen VR China. Trotz ihrer Bedeutung wurden sie bisher kaum erforscht. Das vorgeschlagene Forschungsprojekt betritt daher Neuland und beleuchtet zentrale Aspekte kommunistischer Informationspolitik und Staatsführung. Das Projekt zielt auf Erkenntnisgewinn in drei Bereichen: Erstens wird es einen differenzierten theoretischen Rahmen für das Verständnis der Informationsflüsse in der frühen VR China erarbeiten. Zweitens werden detaillierte Fallstudien zu den drei wichtigsten geheimen Nachrichtenbulletins in den Jahren nach der Gründung der Volksrepublik China erstellt, die sich auf eine einzigartige empirische Basis stützen können. Schließlich wird das Projekt mehrere digitale Datensätze für weitere wissenschaftliche Forschungen bereitstellen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen