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„Kann ich halt flexen, sag ich mal, mit meinen ganzen Sprachkenntnissen.“ - Sprachliches Repertoire, Sprachgebrauch und mehrsprachige Praktiken von Jugendlichen
Antragstellerin
Dr. Nora von Dewitz
Fachliche Zuordnung
Angewandte Sprachwissenschaften, Computerlinguistik
Förderung
Förderung seit 2023
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 505878907
Vorhandene Forschung zeigt bereits, dass Jugendliche über ein ausdifferenziertes gesamtsprachliches Repertoire verfügen. Eine verlässliche und breit angelegte Untersuchung dazu, welche Kontexte und Räume Jugendliche sich als mono- oder multilinguale erschließen und welche Sprache(n) in welchen Situationen genutzt werden, fehlt jedoch bislang. Die Ergebnisse wären jedoch sowohl für die Praxis, insbesondere in der Schule, als auch für die Wissenschaft als Grundlage vieler weiterer Fragestelllungen von hoher Relevanz. Das Fehlen ist nicht zuletzt in der methodischen Herausforderung begründet, Sprachgebrauch im Kontext umfassend und valide zu erfassen. Diese Forschungslücke schließt das geplante Projekt mit Hilfe von Ambulatory Assessment (kurz AA; als Überbegriff zu Experience-Sampling-Method und Ecological-Momentary-Assessment): Eine für die Zielgruppe gamifizierte Smartphone-App führt kurze Abfragen zur aktuellen Situation durch und erfasst so Sprachgebrauch und -rezeption von mehr- und einsprachigen Jugendlichen der Klassenstufen 7-9 in einer möglichst weiten Bandbreite von Kontexten. Dabei werden Einzelsprachen, Varietäten sowie mehrsprachige Praktiken erhoben, um die vorhandene Variation verschiedener kommunikativer Settings möglichst valide abzubilden. Die u.a. in der (klinischen) Psychologie etablierte Methode in der Anwendung auf dem Smartphone ermöglicht einen niedrigschwelligen Zugang zu den Proband*innen. Sie verbessert zugleich die Datenqualität, insbesondere hinsichtlich ihrer Validität, da über einen bestimmten Zeitraum kurze Abfragen zu verschiedenen Zeitpunkten am Tag durchgeführt werden. Ein Beitrag des Projekts ist daher forschungsmethodischer Natur: Die digitale Datenerhebung als App mit Gaming-Elementen auf dem eigenen Gerät in Kombination mit der Nutzung des AA in der angewandten Sprachwissenschaft wird erprobt und weiterentwickelt. Zudem wird durch die Berücksichtigung von Kontext und Perspektive in der Konzeption ein theoretischer Beitrag zur Diskussion um eine geeignete Erfassung von Variation geleistet. Das geplante Projekt bietet eine Grundlage für qualitative Studien sowie Spracherwerbsstudien, auch im Längsschnittdesign. Zudem können weitere Forschende von den Ergebnissen profitieren, da sie eine Schwachstelle in durch Fragebögen erhobenen Daten aufgreifen und somit als Ausgangslage für Vorhaben mit anderen Fragestellungen dienen können. Empirisch fundiertes Wissen um die Vielfalt sprachlicher Praktiken von Jugendlichen stellt sowohl in der Wissenschaft als auch in der (fach-)öffentlichen Debatte – z.B. zum Einbezug von Mehrsprachigkeit in Schule und Unterricht – eine wichtige Grundlage theoretischer und praktischer Überlegungen dar.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Schweden
Kooperationspartnerin
Professorin Dr. Marianne Gullberg