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Enkodierungsspezifität im bilingualen Inhaltslernen: Eine Untersuchung der Sprachwechselkosten beim Erwerb mathematischen Wissens
Antragsteller
Professor Dr. Henrik Saalbach
Fachliche Zuordnung
Entwicklungspsychologie und Pädagogische Psychologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504949185
Bilinguales Lernen stellt aktuell eine zentrale Herausforderung des Bildungssystems dar. So finden sich zunehmend mehr Personen in Bildungskontexten, in denen die Instruktionssprache nicht der Muttersprache entspricht. Zudem gibt es im Bildungssystem starke Bemühungen, Mehrsprachigkeit etwa durch Content and Language Integrated Learning (CLIL) zu fördern. Bei CLIL werden nichtsprachliche Fächer, wie etwa Mathematik, in einer anderen Sprache unterrichtet mit dem Ziel, den Erwerb dieser Sprache zu unterstützen. In beiden Fällen tritt bilinguales Lernen auf, das von den Lernenden verlangt, die Sprache zwischen Erwerb und Anwendung bzw. Abruf des Wissens zu wechseln. Bisherige Forschungsergebnisse verweisen darauf, dass dieser Sprachwechsel nicht ohne kognitive Kosten verläuft. Konkret konnte gezeigt werden, dass Lernende bei der Bearbeitung von arithmetischen Aufgaben länger brauchten und mehr Fehler machten, wenn sich Übungssprache und Testsprache unterschieden als wenn dieselbe Sprache genutzt wurde. Tatsächlich wurden diese Sprachwechselkosten hauptsächlich im Kontext mathematischen Lernens untersucht. Allerdings fokussierten die Studien zu Sprachwechselkosten bisher überwiegend auf einfache Aufgabenanforderung, wie etwa das Erlernen arithmetischer Fakten. Beinahe nichts ist bisher über komplexere Aufgabenanforderungen bekannt, die sich etwa auf prozedurales und konzeptuelles Wissen beziehen. Ebenso liegen bisher kaum Befunde zur zeitlichen Stabilität dieser Kosten, der Relevanz für anschließendes Lernen und zur moderierenden Funktion individueller kognitiver Unterschiede vor. Das beantragte Projekt strebt daher einen tieferen Einblick in die Sprachwechselkosten und deren Effekte auf mathematisches Lernen an. Konkret untersuchen wir dabei den Erwerb mathematischen Wissens unterschiedlicher Komplexität, die Stabilität der kognitiven Kosten über mehrere Wochen, die Effekte des Sprachwechsels auf anschließenden Wissenserwerb und die potentiell moderierenden individuellen Unterschiede in kognitiven Fähigkeiten. Das Projekt besteht aus zwei Arbeitspaketen, von denen eines auf arithmetische Fakten sowie Prozeduren und das andere auf komplexere Aufgaben unter Einschluss prozeduralen sowie konzeptuellen Wissen abzielt. Jedes Arbeitspaket besteht aus zwei Studien, wovon eine die Frage nach der zeitlichen Stabilität und die andere jene nach den Auswirkungen auf anschließendes Lernen adressiert. Individuelle Unterschiede und die zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen werden in allen Studien untersucht. Dieses Forschungsprojekt bietet eine innovative Verbindung von Bildungsforschung und Kognitionswissenschaft. Einerseits werden die Ergebnisse eine konzeptuelle Basis für Praktikerinnen und Praktiker bieten, die etwa CLIL-Programme in Bildungseinrichtungen implementieren, begleiten und evaluieren. Andererseits werden die gewonnenen Ergebnisse neue grundlegende Einblicke in die Sprachabhängigkeit von Wissensrepräsentationen liefern.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Internationaler Bezug
Österreich
Partnerorganisation
Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF)
Kooperationspartner
Professor Dr. Roland Hugo Grabner