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Queer Theory in Transit: Rezeption, Übersetzung und queere Theorieproduktion in Polen und Deutschland

Fachliche Zuordnung Allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft; Kulturwissenschaft
Förderung Förderung seit 2022
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 504643526
 
Queer Theory in Transit widmet sich dem Feld der heteronormativitätskritischen Queer Theory in den Geisteswissenschaften unter besonderer Berücksichtigung der Kultur- und Literaturwissenschaften. Seit den 1990er Jahren übt die US-amerikanische queere Theoriebildung einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung von Queer Theory in diversen akademischen Fachdisziplinen in Europa aus. Dies hatte zur Folge, dass vor Ort entwickelte Konzepte und Vorläufer oft nicht zur Geltung kamen. Das vorliegende Projekt konzentriert sich daher nicht nur auf polnische und deutsche Übernahmen und Übertragungen von Queer Theory, sondern auch auf die eigene queere Theoriebildung in diesen beiden Ländern. Es thematisiert und hinterfragt die Spannungen zwischen den Ursprüngen von Queer Theory in den USA und ihrer Rezeption, Adaption und Aneignung in unterschiedlichen geographischen, politischen und kulturellen Kontexten. Polen und Deutschland dienen als Beispiele, um jene Prozesse der Adaption, Abwandlung und des Widerstands nachzuzeichnen und zu vergleichen, die durch die historischen Besonderheiten in beiden Ländern geprägt wurden. Beleuchtet wird also das Verhältnis von amerikanischem Input und lokalen Theorietraditionen, die sich zumeist in Auseinandersetzung mit orts- und länderspezifischen Debatten und Themen herausbildeten. Dieser Forschungsrahmen erlaubt uns zunächst, die Querverbindungen und Unterschiede zwischen den beiden Ländern herauszuarbeiten. Darüber hinaus eröffnet das Projekt eine kritische Perspektive auf eine amerikanische Kulturhegemonie, die in Polen und Deutschland historisch bedingt sehr unterschiedlich wahrgenommen wird und die derzeit generell im Kontext von sich wandelnden politischen Gegebenheiten in Europa sowie im globalen Raum debattiert wird. Das Projekt beruft sich auf Edward Saids Konzept von traveling theory (‚Theorien auf Wanderschaft‘), dass die Bedeutung von lokalen Kontexten für die Produktion und den Einsatz von Theorien hervorhebt. Seit zwei Jahrzehnten pflegen Deutschland und Polen einen regen Austausch im Bereich der Queer Theory (Konferenzen, diverse Publikationen), ein interkultureller Dialog, der sich in Bezug auf die Vorläufer der Queer Theory bis in die Moderne und darüber hinaus zurückverfolgen lässt (z.B. im Bereich der Sexualwissenschaft). Das vorliegende Forschungsdesign erlaubt es, Anknüpfungspunkte zwischen den neueren Ansätzen und diesen Vorläufern sichtbar zu machen. Zudem legt die schnelle Aufnahme der Queer Theory in Polen und Deutschland einen Vergleich der länderspezifischen Rezeptionsformen und -wege nahe. Queer Theory in Transit leistet einen signifikanten Beitrag zur aktuellen Debatte über akademische Wissensproduktion im globalen Kontext und hinterfragt die Dominanz kultureller Konzepte aus US-amerikanischen Forschungszusammenhängen kritisch.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
Internationaler Bezug Polen
Kooperationspartner Professor Dr. Tomasz Basiuk
 
 

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