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Flacius Briefwechsel digital
Antragstellerin
Professorin Dr. Irene Dingel
Fachliche Zuordnung
Evangelische Theologie
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 495753772
Matthias Flacius, der sich selbst den Beinamen Illyricus gab, gehört zu den scharfsinnigsten, aber auch zu den meist gehassten Gelehrten seiner Zeit. Seine intellektuelle Vielseitigkeit mit Interessen für Politik und Geschichte, Astronomie/Astrologie und Geographie, Theologie und Hermeneutik sowie seine Teilnahme an den theologischen Kontroversen der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts haben ihm ein unverkennbares Profil verliehen, das sich in seiner Breite kaum über die großen Schriften bzw. das literarische Werk des Flacius erschließen lässt. Sehr viel aussagekräftiger ist sein Briefwechsel, der zudem Einblick bietet in den Aufbau eines Gelehrtennetzwerks, das sich über ganz Europa erstreckte. Die Korrespondenzen des Flacius erlauben es, den damaligen Kultur- und Ideentransfer nachzuvollziehen, sein konzeptionelles Denken, die Entwicklung seiner Theologie und seine Teilnahme bzw. Teilhabe an den Wissenschaften und politischen Entwicklungen seiner Zeit in den internationalen Aus-tausch einzuordnen sowie nicht zuletzt die alltagsgeschichtlichen Erfahrungen eines »Konfessionsmigranten« zu erheben. Bisher wurde der Briefwechsel des Flacius nur punktuell gesichtet und gelegentlich – ausgerichtet an einer bestimmten, zuvor definierten Fragestellung – abgedruckt. Dies hat zu jener perspektivischen Verengung in der Interpretation des Flacius beigetragen, die bis heute vor-herrscht. Dem möchte die hier beantragte Gesamtedition der Korrespondenz - beruhend auf einer weiten Definition von »Brief«, die Widmungsvorreden u.a. einschließt - mit einer innovativen digitalen Aufarbeitung der Texte entgegenwirken, indem sie vielseitige Zugangs- und Auswertungsmöglichkeiten bietet. Der digitalen Edition der Korrespondenz wird ein strukturiertes Abstract beigegeben, der die jeweilige Kontextualisierung gewährleistet. Textkritische und sachliche Kommentierungen liefern die zum Verständnis notwendigen Informationen. Aufgrund der bereits geleisteten Vorarbeiten und der in einer Datenbank vorliegenden Bestandsaufnahme kann mit der Editionsarbeit zügig begonnen und der Arbeitsfortschritt als work in progress zugänglich gemacht werden. In der hier beantragten ersten dreijährigen Förderperiode des Projekts sollen das Quellencorpus arrondiert, die technische Infrastruktur als Voraussetzungen für einen agilen Arbeitsprozess geschaffen und die Edition der Einheiten des ersten Moduls abgeschlossen werden. Die Kooperation mit der Akademie der Wissenschaften und der Literatur | Mainz (AdW) garantiert eine effiziente Mittelverwaltung, die notwendige digitale Infrastruktur sowie die nach-haltige Bereitstellung der im Projekt erzeugten Forschungsdaten.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich
Professor Dr. Armin Kohnle