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Langfristige Entwicklung aus globaler Perspektive
Antragsteller
Professor Dr. Uwe Sunde
Fachliche Zuordnung
Wirtschaftstheorie
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Wirtschaftspolitik, Angewandte Volkswirtschaftslehre
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 491578970
Im Verlauf der vergangenen zweihundert Jahre erlebte die westliche Welt dramatische Veränderungen in praktisch allen Lebensbereichen. Die Industrialisierung und der Übergang von einer nahezu stagnierenden Wirtschaftsentwicklung hin zu einer einem stetigen Wirtschaftswachstum wurde begleitet von nie gesehenen Verbesserungen in der Lebensqualität, einem Anstieg in der Bildung, demographischen Veränderungen mit nie gesehenen Rückgängen in Mortalität und Fertilität, aber auch Veränderungen im institutionellen Umfeld. Andere Teile der Welt durchliefen jedoch vielfach nicht derartig umwälzende Veränderungen. Trotz zunehmender globaler Integration sind die weltweiten Unterschiede in der Einkommensentwicklung, in Demographie, Gesundheit und Institutionen dramatisch und die Lebensbedingungen in vielen Ländern gleichen eher den in europäischen Ländern im 19. Jahrhundert vorherrschenden. Ein tiefgreifendes Verständnis für die Ursachen dieser Entwicklungsunterschiede ist die Voraussetzung für eine erfolgreiche Entwicklungspolitik, stellt jedoch gleichzeitig eine der wichtigsten ungelösten Fragen in der Wirtschaftswissenschaft dar. Ziel dieses Projektes ist es, hierzu einen Beitrag zu leisten, indem es die ungleichmäßige Dynamik des langfristigen Entwicklungsprozesses in den Mittelpunkt stellt und deren Implikationen für globale Wechselwirkungen in den Bereichen Technologie, Gesundheit, Handel und Kultur systematisch untersucht. Konzeptionell beruht das Projekt auf der Hypothese, dass alle Länder für sich genommen einen ähnlichen nicht-monotonen Entwicklungspfad durchlaufen, in dessen Verlauf dramatische Phasenübergänge auftreten, wie etwa der Übergang aus einer nahezu stagnierenden in eine dynamisch wachsende Wirtschaft. Diese Übergänge gehen über die wirtschaftliche Sphäre hinaus und betreffen auch die demographische, politische, institutionelle und kulturelle Sphäre. Relative Entwicklungsunterschiede können vor diesem Hintergrund mit einer Verzögerung im Ablauf dieser Phasenübergänge erklärt werden. Diese Sichtweise rückt die Frage nach den Ursachen für Verzögerungen im dynamischen Entwicklungsprozess in den Mittelpunkt und mithin die Frage nach der Rolle globaler Zusammenhänge. Dieser Ansatz erlaubt es, auf Basis eines kohärenten Rahmens die empirische Relevanz globaler Wechselwirkungen zu untersuchen und dabei über einen rein monokausalen Identifikationsansatz hinauszugehen. Die Forschungsergebnisse sollen neue Erkenntnisse zur Frage nach den ultimativen Ursachen für die globalen Entwicklungsunterschiede liefern, die aktuell intensiv diskutiert wird. Sie verbinden verschiedene Forschungsstränge, wie die überwiegend theoretische Literatur zu langfristiger wirtschaftlicher und demographischer Entwicklung, die empirische Literatur zu den Treibern globaler Entwicklungsunterschiede, sowie die Literatur zu internationalen Wirtschaftsbeziehungen und zur Verbreitung neuer Technologien, in der langfristige Dynamiken bislang wenig Beachtung gefunden haben.
DFG-Verfahren
Reinhart Koselleck-Projekte