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Morbiditätskompression und Morbiditätsexpansion neu denken: Differentielle Morbiditätsentwicklung und soziale Ungleichheiten bei gesundheitlichen Beeinträchtigungen und chronischen Krankheiten
Antragsteller
Professor Dr. Siegfried Geyer
Fachliche Zuordnung
Empirische Sozialforschung
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Public Health, Gesundheitsbezogene Versorgungsforschung, Sozial- und Arbeitsmedizin
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 471338999
Das hier beantragte Vorhaben baut auf einem Vorgängerprojekt auf, das für Herzinfarkt, Schlaganfall, Multimorbidität sowie für gesundheitliche Funktionseinschränkungen klären sollte, ob die langzeitlichen Entwicklungen als Kompression, Expansion der Morbidität oder als dynamisches Gleichgewicht beschrieben werden können. Die zweite Hauptthematik bezog sich auf Veränderungen gesundheitlicher Ungleichverteilungen über die Zeit. Unerwarteterweise zeigte sich, dass beim Herzinfarkt und weiteren gesundheitsbezogenen Endpunkten in den höheren Altersgruppen Kompression, in den jüngeren dagegen Expansion stattgefunden hatte. Darauf aufbauend soll untersucht werden, nach welchem Muster der Morbiditätsentwicklung sich die chronisch-obstruktive Lungenerkrankung (COPD) als einer wesentlichen Determinante bevölkerungsbezogener Morbidität entwickelt und ob sich die darauf bezogenen sozialen Ungleichheiten über die Zeit in Richtung einer Verringerung oder einer Vergrößerung sozialer Gradienten bewegen. Weiterhin soll geklärt werden, ob es nach Altersgruppen unterschiedliche Entwicklungen gibt, also ob wiederum bei der gleichen Erkrankung Morbiditätskompression und Expansion auftritt. Die Analysen zu COPD werden mit Routinedaten einer Krankenkasse und parallel mit Surveydaten des Deutschen Alterssurveys durchgeführt. Mit diesem Ansatz wird es möglich, Befunde aus verschiedenen Datenquellen (Routinedaten und Surveydaten) wechselseitig zu replizieren und die Validität von Ergebnissen zu erhöhen. Die Nutzung verschiedener Datenquellen hat auch den Vorteil, dass über eine Replikation hinaus ergänzende Analysen durchgeführt werden können, die nur mit einer der beiden Datenarten möglich sind.Bei Herzinfarkt und Schlaganfall lässt sich nach den derzeitigen Befunden die langzeitliche Entwicklung in den höheren Altersgruppen als Morbiditätskompression beschreiben, es soll deshalb weiterführend untersucht werden, welchen Anteil an dieser Entwicklung präventive medikamentöse Therapien haben. Morbiditätskompression und Expansion sind Konzepte, die Morbiditätsentwicklungen auf Bevölkerungsebene beschreiben, denn die Zahlen zur Morbidität und Mortalität müssen nicht notwendigerweise von den gleichen Individuen stammen. Der dritte Teil des Projekts verlässt diese rein populationsbezogene Betrachtung, indem untersucht wird, wie sich die bekannten Komorbiditäten bei Individuen mit Herzinfarkt, Schlaganfall und COPD über die Zeit entwickeln. Diese Perspektive impliziert, dass sich die Zeitperioden, die Individuen mit einer der drei Erkrankungen im Zustand von Krankheit und Behinderung verbringen, verlängern können, auf Bevölkerungsebene kann trotzdem Kompression stattfinden. Im letzten Teil des Projekts werden die Befunde des Vorgängerprojekts und des hier beantragten Vorhabens zusammengeführt und eine einheitliche Konzeption der Morbiditätsentwicklung entwickelt, die Kompression, Expansion und das dynamische Gleichgewicht zusammenführen soll.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen