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Eine multimodale experimentelle Untersuchung von dysfunktionalen Kognitionen und verzerrten Aufmerksamkeitsprozessen als Mechanismen, die zur Körperunzufriedenheit bei Personen mit Essstörungen beitragen
Antragstellerin
Dr. Jessica Werthmann
Fachliche Zuordnung
Persönlichkeitspsychologie, Klinische und Medizinische Psychologie, Methoden
Förderung
Förderung seit 2022
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 469974039
Essstörungen sind schwerwiegende, psychische Störungen mit häufig chronischem Verlauf. Da selbst die erfolgreichsten Behandlungsmethoden nur bei ungefähr der Hälfte der Betroffenen zu einer vollständigen Genesung führen, werden Behandlungsansätze, die sich auf die Kardinalsymptome der Essstörungserkrankungen richten, dringend gebraucht. Die Körperunzufriedenheit ist ein transdiagnostisches Kernmerkmal für Essstörungserkrankungen und spielt eine entscheidende Rolle für den Behandlungserfolg und das Rückfallrisiko. Daher stellt die Behandlung von Körperunzufriedenheit ein vorrangiges Behandlungsziel bei Essstörungserkrankungen dar. Um jedoch effektive Behandlungsansätze für Körperunzufriedenheit voranzutreiben, ist es entscheidend, die zugrundeliegenden psychischen Mechanismen zu verstehen. Der kognitiv-verhaltenstheoretische Ansatz postuliert, dass die Aktivierung negativer köperbezogener Schemata zu verzerrten visuellen Aufmerksamkeitsprozessen, dysfunktionalen Kognitionen und negativen Emotionen hinsichtlich körperbezogener Informationen führen und damit Körperunzufriedenheit auslösen und aufrechterhalten können. Trotz einer starken theoretischen Grundlage für diesen Ansatz sind diese Mechanismen in klinischen Stichproben noch wenig erforscht. Nur die systematische, experimentelle Untersuchung dieser Schlüsselprozesse kann jedoch über deren potentiellen, kausalen Einfluss auf Körperunzufriedenheit Aufschluss geben.Dementsprechend ist das Ziel dieses Forschungsvorhabens, die hypothetischen Mechanismen empirisch im Sinne der experimentellen Psychopathologieforschung zu untersuchen. Analog zum kognitiv-verhaltenstheoretischen Modell soll mittels zweier unabhängiger, experimenteller Studien der kausale Einfluss von verzerrter visueller Aufmerksamkeit und dysfunktionalen Kognitionen auf Körperunzufriedenheit in klinischen Stichproben untersucht werden. Dabei wird jeweils nur einer der beiden potentiellen Mechanismen pro Studie durch innovative, experimentelle Paradigmen manipuliert: eine auf Blickbewegungen basierende Aufmerksamkeitsmodifikation und ein kognitives Restrukturierungstraining. Unser Verständnis der zugrundeliegenden Mechanismen von Körperunzufriedenheit wird durch ein multimodales Erhebungsverfahren in beiden Studien vorangebracht: Erfassung von Blickbewegungen als Maß für visuelle Aufmerksamkeitsprozesse, implizite und explizite Messung körperbezogener Kognitionen, selbst-berichtete Emotionen und die Messung von Speichel Kortisol als Indikator für psychobiologische Belastung. Dieses Projekt wird empirisch belegen, welche Mechanismen von Körperunzufriedenheit, als Kardinalsymptom der Essstörungserkrankungen, behandelt werden sollten. Perspektivisch wird das Projekt zu einer dringend notwendigen Optimierung von Behandlungsansätzen mit Blick auf die Passung zu den Wirkmechanismen der Aufrechterhaltung von Essstörungen führen.
DFG-Verfahren
Sachbeihilfen
Mitverantwortlich(e)
Professorin Dr. Brunna Tuschen-Caffier