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Transorbitale elektrische Stimulation zur Verbesserung visueller Funktion bei Patienten mit signifikanter Optikusatrophie auf Grund eines Primären Offenwinkel-Glaukoms
Antragstellerinnen / Antragsteller
Professorin Dr. Andrea Antal; Professor Dr. Michael P. Schittkowski
Fachliche Zuordnung
Augenheilkunde
Förderung
Förderung seit 2021
Projektkennung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 465441240
Das Glaukom ist eine der häufigsten Erblindungsursachen und betrifft weltweit mehr als 70 Millionen Menschen. Es ist durch progredienten Verlust von retinalen Ganglienzellen in Verbindung mit einer Optikusneuropathie gekennzeichnet, die zu einer Beeinträchtigung der Sehfunktion (Gesichtsfeldverlust) führt (Crabb 2016). Bis heute kann das Voranschreiten der Degeneration nur durch eine Augeninnendrucksenkung verhindert werden, ohne dass die zugrunde liegenden Mechanismen gezielt adressiert werden. Ist der Glaukomschaden evident sind neue Behandlungsoptionen erforderlich, um das Sehvermögen zu verbessern, da der einmal eingetretene Nervenfaserverlust weder medikamentös noch chirurgisch reversibel ist. Die Hypothese, dass die elektrische Stimulation (ES) des Sehnervens das Sehvermögen der betroffenen Patienten wiederherstellen könnte, wird durch tierexperimentelle Studien gestützt. Transkorneale ES wurde erfolgreich bei Retinitis pigmentosa (Schatz et al. 2017) und bei Patienten mit retinalen Arterienverschlüssen eingesetzt (Naycheva et al. 2013). In mehreren Studien wurde die ES angewandt, um das Restsehen bei bestehender Optikusneuropathie zu reaktivieren. Die Behandlung verbesserte die Lichtdetektion und reduzierte die von den Patienten berichteten Beeinträchtigungen des täglichen Lebens (Fedorov et al. 2011, Gall et al. 2013b, Gall et al. 2011, Gall et al. 2013c, Sabel et al. 2011a, Sabel et al. 2011b, Schmidt et al. 2013). In einer multizentrischen Studie wurde ES oder Schein-Stimulation in zwei Serien von fünf aufeinander folgenden Tagen, die durch eine Wochenendpause getrennt waren, angewendet. Eingeschlossen waren Patienten mit einer Schädigung des Sehnervs unterschiedlicher Ursache (Gall et al. 2016). Die ES-Gruppe hatte für bis zu zwei Monate nach der Behandlung eine signifikant größere durchschnittliche Verbesserung der Gesichtsfeldmessungen im Vergleich zur Schein-Stimulationsgruppe. Der Evidenzgrad dieser Methode ist insgesamt jedoch noch recht gering, so dass weitere Studien notwendig sind. Nach Ansicht der deutschen ophthalmologischen Gesellschaften (d.h. DOG und BVA) waren die angewandten Methoden nicht gut geeignet (z.B. nicht etablierte Perimetrieverfahren, fehlende Messungen der Augenbewegungen, inhomogene Patientenpopulationen und falsch definierte Studienendpunkte (http://www.dog.org). Die hier vorgeschlagene multizentrische, doppelblinde, Placebo-kontrollierte Studie soll die widersprüchlichen Daten in diesem Bereich klären und verwendet daher etablierte und klar definierte Gesichtsfeld-Parameter. Die neuen Aspekte dieser Studie sind die Stromfluss-Modellierung auf der Grundlage individueller anatomischer Gegebenheiten vs. Anwendung des Stimulations-Protokolls mit vordefinierter Elektroden-Montage und Fixierung. Darüber hinaus wird eine gut definierte und homogene Patientenpopulation untersucht, um klare Schlussfolgerungen zu ermöglichen.
DFG-Verfahren
Klinische Studien
Mitverantwortlich
Professor Dr.-Ing. Jens Haueisen