Detailseite
Projekt Druckansicht

Annäherung an Byzanz im osmanischen Istanbul: Die Rezeption des byzantinischen Erbes von Konstantinopel durch Gelehrte aus dem Heiligen Römischen Reich im 16. Jahrhundert

Antragsteller Dr. Nicholas Melvani
Fachliche Zuordnung Frühneuzeitliche Geschichte
Kunstgeschichte
Mittelalterliche Geschichte
Förderung Förderung seit 2021
Projektkennung Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - Projektnummer 463526198
 
Die Beschäftigung mit Byzanz nahm ihren Anfang im Kontext des Humanismus. Es ist jedoch unklar, was unter Byzanz im 16. Jahrhundert verstanden wurde, da die Erforschung der byzantinischen Geschichte und Kultur in der Regel nur ein Mittel zum Zweck darstellte, um sich andere Wissensbereiche wie die klassische Antike, das orthodoxe Christentum oder den geografischen Raum des Osmanischen Reiches zu erschließen. Ein viel versprechender Ansatz zum Verständnis dafür, wie sich die Idee von Byzanz entwickelte und dabei das humanistische Denken beeinflusste, besteht darin, die Begegnung von Humanisten aus dem Heiligen Römischen Reich mit dem byzantinischen Erbe in der ehemaligen Hauptstadt des Byzantinischen Reiches zu untersuchen und so entscheidende Schnittstellen für die Beziehungen zwischen Ost und West herauszuarbeiten. Die Untersuchung dieser Gruppe von Gelehrten bietet sich dabei besonders an, da sie im Rahmen ihrer diplomatischen und interkonfessionellen Verhandlungen anders als die Gesandten aus anderen Gebieten enge Beziehungen sowohl mit den Osmanen als auch den lokalen Christen knüpften und über die Nachnutzung byzantinischer Monumente in der Stadt durch diese berichteten. Um die Bedeutung des Besuchs Konstantinopels für die Wahrnehmung von Byzanz durch die Humanisten zu ermitteln, werden verschiedene Arten von Quellen herangezogen, die zeigen, wie die Besucher die Stadt erlebt haben: a. Verweise auf byzantinische Monumente in Konstantinopel in Texten (etwa Reiseberichten) und Abbildungen von Istanbul; und b. byzantinische Handschriften, die von Istanbul in mitteleuropäische Sammlungen von Humanisten überführt wurden. Auf dieser Grundlage soll untersucht werden, wie die Gelehrten verschiedene Elemente der byzantinischen Kultur rezipierten und wie sich ihre Vorstellung von Byzanz als Folge der Betrachtung der Denkmäler, des Sammelns von Handschriften und der Begegnung mit der orthodoxen Bevölkerung in der Stadt entwickelte. Die Berücksichtigung dieser verschiedenen Medien ermöglicht es, die vielfältigen Aktivitäten der Humanisten zu verfolgen. Die Darstellung byzantinischer Denkmäler in Wort und Bild und das Sammeln byzantinischer Manuskripte durch diese waren dabei Teil ein und desselben Prozesses der Entdeckung von Byzanz im osmanischen Istanbul. Das Projekt wird in zwei Arbeitspakete gegliedert: Arbeitspaket 1 beinhaltet die Erstellung einer GIS-Datenbank und Karten, auf denen alle in den Textquellen erwähnten und in den Bildern dargestellten Orte sowie Daten und Statistiken zu byzantinischen Handschriften, die im 16. Jahrhundert in Städte im heutigen Deutschland und Österreich gebracht wurden, aufgeführt sind. Die Datenbank, die digitalen Karten und die daraus resultierenden quantitativen Daten werden die Interpretation und Kontextualisierung dieses Quellenmaterials ermöglichen. Darauf basierend soll als Arbeitspaket 2 eine Monographie zur Rezeption des byzantinischen Erbes von Konstantinopel durch Gelehrte aus dem Reich verfasst werden.
DFG-Verfahren Sachbeihilfen
 
 

Zusatzinformationen

Textvergrößerung und Kontrastanpassung